schnittplatz
: Werbung wird durch „Bild“ schön

Es mag ja Zufall sein: Auf der Titelseite von Bild findet sich in letzter Zeit häufiger mal die Anzeige zum neuen Müllermilch-Werbespot. Dieter Bohlen ist darin Vorsitzender der „Müller-Partei“ und fordert mehr Spaß für Deutschland und so. Dazu streckt er seine fleischigen Finger in die Höhe oder dem Leser entgegen: „Unser Land soll becher werden“ oder jetzt werde „Bohlitik“ gemacht, sind die Kalauer, die dazugehören.

Doll ist die Idee ja nicht – und auch schon etwas älter. Es gab mal eine Reklame mit einem vermeintlichen Bundestagsabgeordneten, der einen Milchreis-Becher aufreißt und sagt, er brauche mal was „Ehrliches“. Der Spot läuft unseres Wissens zwar nicht mehr, aber Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner (SPD) und ihr Amtskollege Hermann Otto Solms (FDP) haben sich der BamS gegenüber jetzt trotzdem mal darüber empört: „Verunglimpfung“ eines Verfassungsorgans sei das.

Das freut die werbetreibende Wirtschaft, Müller, Bohlen und BamS gleichermaßen. Vergangenen Sonntag wurden die „frechen Müller-Milch-Spots“ zum Seite-1-Aufmacher: „Bundestag will Bohlen stoppen“. Und die BamS nutzte die Gelegenheit, den redaktionellen Beitrag auf den Seiten 2 und 3 mit ein paar Fotos der Kampagne zu bebildern.

Das Schwesterchen Bild hat aber noch einen anderen Anlass gefunden, über Bohlen, Müller und die Kampagne zu schreiben: Weil von „Anstecknaddeln“ die Rede ist (wir klopfen uns gehörig auf die Schenkel), will Bohlens Ex-Naddel nämlich den Spot per einstweiliger Verfügung stoppen lassen. Sie hat sich „Naddel“ markenrechtlich schützen lassen. Dass das Bild den Samstagsaufmacher wert war, versteht sich. Und gestern legte der Werbeträger nach. Bohlen fordert auf der Titelseite, „Ich will euch bechern sehen“ (das war jetzt die Anzeige), und auf Seite 5 schlägt er vor, die Molkerei sollte Naddel „so viel leckere Buttermilch“ liefern, „bis sie darin baden kann und ihre Haut jugendlich frisch wird“ (das war aus dem redaktionellen Beitrag).

Dabei will Naddel ja nur einen Werbevertrag mit Müller. Und wir finden, den hat sie verdient – Bild und BamS natürlich auch und Solms und Kastner. Und jetzt auch die taz. HEIKO DILK