beiseite
: Elke und Daniel

Kopf hoch

Elke Heidenreich war schon immer für einen guten Spruch gut. Aber seitdem sie dank ihrer zwei „Lesen!“-Sendungen die Hohepriesterin der Literatur ist, hat jeder Spruch von ihr richtig Gewicht. So sprach Heidenreich im neuen Stern: „Wenn unsere Politiker mehr lesen würden, wären sie nicht so langweilige Hansel.“ Klar, dass die deutschen Politiker demnächst immer ein Edition-Suhrkamp-Bändchen mit sich führen, stolz mit einem Walser wedeln oder ihre Urlaubslektüre verraten. Könnte ja sein, dass Lesen nicht nur nicht langweilig, sondern auch schön und schlau macht. Das unterschreibt Elke Heidenreich bestimmt auch.

Was diese dem Stern aber noch verriet: Das deutsche Feuilleton sei „zu verkopft“: „Wenn man schon die Kritiken nicht versteht, wie soll man sich dann an die Bücher heranwagen?“ Das Feuilleton jedoch blieb cool und kommentierte zuletzt geschlossen und gelassen, dass ein neu gegründetes Random-House-Sublabel im September die „Memoiren“ von Daniel Küblböck veröffentlichen werde. Bei aller Verkopftheit beschäftigt sich eben das Feuilleton bisweilen auch mit kulturellen Niederungen. Und zwar so, dass selbst Küblböck-Fans verstehen: Allein auf eine taz-Küblböck-CD-Besprechung gab es mehr Leserbriefe als auf alle „Zwischen den Rillen“ der letzten 10 Jahre zusammen. Fragt sich, wie Elke Heidenreich mit Küblböcks Buch umgehen wird? Sie will schließlich dasselbe wie Random House: ran an die Fernsehzuschauer, auch die jüngeren, auf dass diese schön lesen. Zu vermuten ist, dass sie mit Benjamin Leberts neuen Roman „Der Vogel ist ein Rabe“ kontert. Dann weiß sie sicher auch, was in den Köpfen der Küblböck-Leserschaft vor sich geht. Schon seltsam, diese Welt. FRANCIS BERGMANN