vorlauf
: Erdenschwerer Zuckerguss

„Liebesschuld“ (ARD, 20.15 Uhr)

Reisen in die Vergangenheit unter dem Ettikett Melodram verheißen selten Erquickliches. Was das US-Fernsehen im Wechselspiel der Gefühle routiniert und stilsicher zum Happyend führt, gerät hierzulande nicht selten zur mittelmäßigen Peinlichkeit: Die Degeto überzieht ihre Produktionen stereotyp mit Zuckerguss, andere in der ARD erzeugen erdenschwere Desaster mit absehbarem Finale, bei dem auch ein hochkarätiges Ensemble das Fiasko allenfalls mildern kann.

Denn man kann mit Bigiana Beglau, Dominique Horwitz, Ulrike Kriener, Martin Lüttge und Monica Bleibtreu auch schlechte Filme drehen. Sollte es Regisseur Ulrich Stark und Redakteurin Doris Heinze (NDR) um diesen Nachweis gegangen sein, ist ihnen das spielend gelungen, indem sie Barbara Engelkes Drehbuch verfilmten.

Das hört auf den Titel „Liebesschuld“, der hier wörtlich zu nehmen ist und uns die Schuldigen in Herzensdingen gleich im halben Dutzend liefert. Das wäre erträglich, wenn die Figuren echte Charaktere wären und in ihrer schicksalhaften Tragik Bergmann’sche Züge trügen. In „Liebesschuld“ wird aber im Ostholsteinischen tief und über Generationen gelitten, weil es das Buch so will. Nur am Anfang sehen wir in Ankes Augen etwas Glück, als sie Partnerin in der Anwaltskanzlei ihres Lebensgefährten wird. Kaum sind sexuelle Probleme des Pärchens angedeutet, meldet sich auch schon mit elegischer Musik die Vergangenheit.

In der Provinz – wo sie sich aufhält, weil ihre Mutter im Sterben liegt, und gepflegt werden muss – wird Anke mit den traumatischen Erlebnissen ihrer eigenen Geschichte konfrontiert. Denn da wartet die verdrängte Affäre mit dem diplomierten Bauern Alex, der nun mit seinen Schwiegereltern um das Sorgerecht für ein Mädchen kämpft, das Anke einst auf Druck ihrer Mutter zur Adoption freigab. Das gäbe bei konsequenter Entwicklung genug Stoff für die Aufarbeitung einer Mutter-Tochter-Beziehung oder für eine konfliktbeladene Dreiecksgeschichte. In „Liebesschuld“ gibt es von allem etwas – und am Ende nur abgestandene Klischees mit allerdings hochkarätiger Besetzung. RAINER BRAUN