MORDE IM NAMEN DER EHRE?

Nach Zählung der Senatsverwaltung für Frauen gab es im Jahr 2008 zwei sogenannte Ehrenmorde in Berlin, einen mehr als im Vorjahr. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hatte allerdings kürzlich darauf hingewiesen, „dass es generell Überschneidungen des Motivs der vermutlich verletzten Ehre zu den Motiven der eskalierenden häuslichen Gewalt oder Eifersuchtstaten gibt und eine Differenzierung nicht immer möglich ist“. Das zeigen auch die beiden bekannten Fälle des vergangenen Jahres. Im März 2008 hatte ein 18-Jähriger in Rudow seine deutschen Großeltern erstochen. Vor Gericht gab er später an, er habe die Tötung geplant, um damit seine deutsche Mutter, die ihn und den türkischen Vater verlassen hatte, „zu bestrafen“. Der Täter wurde im November zu zehn Jahren Jugendstrafe verurteilt.Anfang Oktober wurde in Lankwitz eine 24-Jährige in ihrer Wohnung von ihrem 17 Jahre älteren Ehemann mit über 20 Messerstichen getötet. Beide stammten aus der Osttürkei. Laut Medienberichten war die Frau wenige Monate zuvor aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen und hatte sich scheiden lassen. Die Staatsanwaltschaft wertete das Geschehen als Beziehungstat. Ein Richter erließ Haftbefehl gegen den 41-Jährigen wegen Totschlags. TAZ