Gute Stimmung hat Konjunktur

Konsumenten wollen bald wieder mehr kaufen und rechnen mit steigenden Gehältern, sagt die Gesellschaft für Konsumforschung. Ökonomen warnen

BERLIN taz ■ Wenn die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) heute das Ergebnis ihrer Verbraucherumfrage veröffentlicht, haben wir es schriftlich: In Deutschland wird es wieder aufwärts gehen! Die Deutschen freuen sich auf steigende Gehälter, wollen wieder mehr kaufen und erwarten, dass die Konjunktur anspringt. Die Verbraucherstimmung stieg im Juli den dritten Monat in Folge – wie beim ifo-Geschäftsklimaindex.

Doch Experten warnen davor, den Frühindikatoren blind zu vertrauen: „Vergangenes Jahr hat uns der Konsumklima-Index deutlich in die Irre geführt“, sagt Eckardt Wohlers, Konjunktur-Chef des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA). Vor eineinhalb Jahren versprachen die so genannten Klimaindikatoren eine anspringende Konjunktur, doch daraus wurde bekanntlich nichts. „Damals waren die Zukunftserwartungen zwar gut, die Beurteilung der aktuellen Lage dagegen nicht“, erklärt Wohlers. „Heute ist es ähnlich: Die Lagebeurteilung ist nach wie vor nicht berauschend.“ In der Tat: Die aktuelle Geschäftslage, die in den ifo-Index einfließt, beurteilten die Unternehmer im Juli schlechter als im Juni. Nur der optimistische Blick auf das nächste halbe Jahr sorgte für einen steigenden Index. Von einer Trendwende möchte Wohlers deshalb nicht sprechen.

Rolf Bürkl, Marktforscher bei der GfK, sieht das anders: „Die Zahlen weisen darauf hin, dass wir das Tal durchschritten haben.“ Im Frühjahr war die Stimmung ganz unten: Das Konsumklima war so schlecht wie seit 1995 nicht mehr. Jetzt steigt der Indikator wieder – „zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren“, hat Bürkl beobachtet.

Für den Konsumklimaindex befragt die GfK seit 20 Jahren monatlich etwa 2.000 Verbraucher nach ihrer Einkommenserwartung, Konjunktureinschätzung und Anschaffungsneigung. Harte Fakten wie Auftragseingänge und der tatsächliche Konsum bleiben außen vor, trotzdem taugt das Stimmungsbarometer für Prognosen – meint zumindest die GfK. „Nur auf einen Index darf man sich für eine Konjunkturprognose natürlich nie verlassen“, sagt HWWA-Forscher Wohlers, der in seinen Datenbanken gleich 900 Indikatoren gespeichert hat. Der Konsumklimaindex ist einer davon.

In den USA wird heute schon mehr Wert auf die Stimmung der Verbraucher gelegt: „Zum einen hat Wirtschaftsstatistik in den Vereinigten Staaten eine große Tradition, zum anderen war der private Konsum in jüngster Zeit die wesentliche Konjunkturstütze“, erklärt Christiane Brück vom HWWA. BERND MIKOSCH