Bauern verbieten Gentechnik

Landwirte schließen sich vielerorts zu gentechnikfreien Zonen zusammen: Ein Markt für Genfood wird so gar nicht erst entstehen, hoffen die Initiatoren und feilen am gentechnikfreien NRW

von MIRIAM BUNJES

Franz Möllers ist viel unterwegs zurzeit. „Für eine gentechnikfreie Hellweg-Region“ heißt die Initiative, die er gerade mit acht Landwirten gegründet hat. Dafür muss noch viel geworben werden, schließlich gibt es viele Landwirte in der Soester Börde und noch stehen sie nicht alle auf der Seite der Biobauern. „Wenn nächste Woche im Bundesrat nicht alles schief geht, haben wir auch für die größten Skeptiker ein ausschlaggebendes Argument“, sagt der Biomüller aus dem westfälischen Erwitte bei Soest. „Jeder, der gentechnisch veränderte Pflanzen anbaut, kann von seinen Nachbarn verklagt werden und haftet für den Schaden.“

Verschuldensunabhängige Haftung heißt das im Gesetzgebungs-Deutsch, der Bundesrat braucht mindestens eine Zweidrittel-Mehrheit, um diesen Teil des rot-grünen Gentechnikgesetzes zu kippen. „Unwahrscheinlich, dass das passiert“, meint Franz Möllers. Aber auch mit verschuldensabhängiger Haftung: „Nur wenn sich alle Hellweger Landwirte vertraglich verpflichten, gentechnikfrei zu bleiben, sind wir vor politischen Umschwüngen sicher“, sagt Möllers.

Und nur in einem gentechnikfreien Land können Verbraucher wirklich sicher sein, dass ihr Essen nicht gesundheitsgefährdend ist, sagt auch Ralf Bilke vom Bund für Umwelt und Naturschutz NRW. „Genmanipulierte Pflanzen tragen das Risiko in sich, starke Allergien auszulösen, einige Studien lassen sogar eine Antibiotikaresistenz befürchten“, sagt der Landwirtschaftsreferent.

Ein Nebeneinander von veränderten Pflanzen hält er, ebenso wie die in den Initiativen organisierten Landwirte, für ausgeschlossen. „Raps zum Beispiel verbreitet sich kilometerweit und kreuzt sich auch mit Wildpflanzen. Das lässt sich durch keine Begrenzung kontrollieren und stört das gesamte ökologische Gleichgewicht.“

Und die Geschäftsgrundlage der Biobauern. Das war auch der ausschlaggebende Grund für zwölf Biobauern aus Velbert, sich im Mai zur ersten gentechnikfreien Zone NRWs zusammenzuschließen. „Wir leben davon, unseren Kunden hundertprozentig genfreie Produkte zu verkaufen“, sagt Biobauer Ludger Weiligmann. „Da sind wir auf unsere konventionellen Nachbarn angewiesen.“ Inzwischen ist Velberts gentechnikfreie Zone 1.800 Hektar groß, mehr als 60 Landwirte haben sich selbst die Gentechnik verboten. Die Idee ist inzwischen ein Selbstläufer geworden: Auch im Sauerland und im Münsterland gründen sich entsprechende Initiativen. „Bald leben wir in einem gentechnikfreien Bundesland“, hofft Weiligmann. Bislang zählt der BUND noch 27 Felder, auf den manipulierte Pflanzen blühen.