Auftakt in Raten mit goldenem Sternchen

Eine Rumpfmannschaft von Werder Bremen fuhr gestern zum Trainingsauftakt nach Norderney. Die EM-Spieler und die Südamerikaner fehlen noch. Doch die Angst ist da, dass der griechische Neu-Star Charisteas abhanden kommen könnte

aus Werder-City Elke Heyduck

Die Bremer Firmen sollten sich was schämen. Mit dem roten, mehr als einfallslosen „kik“-Logo ist schon mal ein – wenn auch unwesentlicher – Teil der neuen Bundesliga-Saison verhunzt: Das Trikot. Zwar bleibt das Papageien-Shirt in Grün-Orange weitgehend erhalten und wird ergänzt um ein weißes mit grüner Schärpe, aber auf allen Hemden prangt in Zukunft das rote superauffällige Quadrat vom Textil-Discounter „kik“. Ein schokoladenbraunes „Hachez“, ein kaffeeschwarzes „Jacobs“ hätte dem Deutschen Meister viel besser zu Gesicht gestanden.

Und sähe bestimmt auch viel eleganter aus zu dem kleinen goldenen Sternchen, das Werder ab dieser Saison tragen darf. Der DFB führte es jetzt ein als Ehrenabzeichen für den dritten deutschen Meistertitel – und die Bremer haben schon deren vier errungen. Nun ja, die Trikots sind genäht, sie gehen ab Mitte Juli zum Verkauf in die Fan-Shops und das ist nun nicht mehr zu ändern.

Auch sonst ist der Auftakt in eine an Spielen reiche Saison (Champions League!) ein wenig holprig. Mit nur zwölf Profis startete der Meister gestern ins Trainingslager nach Norderney. Begleitet von etlichen Werder-Amateuren – nicht bloß, weil der Nachwuchs gefördert werden will, sondern weil sinnvolle Trainingseinheiten sonst gar nicht zustande kämen. „Wir müssen in Phasen trainieren. Das ist nicht optimal“, bedauerte Trainer Thomas Schaaf die zerstückelte Vorbereitung.

Ärgerlich sei insbesondere, dass Gustavo Nery de Sà da Silva, der Neuverpflichtete, nicht von Anfang an dabei sei. Der Brasilianer mit ailtonschen Ausmaßen (1,84 m, 80 kg) nimmt wie Stürmer Nelson Valdez an der Copa America teil. Die Bremer EM-Teilnehmer dagegen „müssen sich jetzt erst mal erholen“ (Schaaf). Klose, Ernst, Charisteas und Co. werden ab Mitte Juli mittrainieren.

Nichsdestotrotz startet die Saison bekanntermaßen mit einem Spiel für Genießer. Am Freitag, den 6. August, trifft Werder ausgerechnet auf den FC Schalke 04. Gegen die Ex-Werderaner Ailton und Mladen Kristaijc müssen die Jungs von der Weser dann ihren komplett neu zusammengewürfelten Sturm setzen. Neben Klose wird hier wohl der Grieche Angelo Charisteas die Hauptrolle spielen. Wenngleich noch immer die Angst umgeht, ob der bei der EM so Erfolgreiche nicht doch noch kurzfristig zum Karrieresprung ansetzt. „Natürlich wird er ein wichtiger Mann“, versprach Werders Sportdirektor Klaus Allofs quasi einen Dauerplatz auf dem Rasen. „Wir sind zu 99 Prozent sicher, dass er bleibt.“

Die anderen beiden Neuzugänge, Gustavo Nevy und Frank Fahrenhorst, sollen dafür eher die Abwehr stärken. Der 26-Jährige aus Bochum, ein Innenverteidiger mit Nationalelf-Ambitionen, war der einzige Neue, den Werder gestern leibhaftig präsentieren konnte. „Ich will mir auf jeden Fall einen Stammplatz in der Mannschaft erkämpfen“, so Fahrenhorst selbstbewusst.