Der Jakobsweg

Der Aufstieg

Mit der Ernennung des Camino zur „ersten europäischen Kulturstraße“ legte der Europarat in Straßburg 1987 die ideale Grundlage. Die Deklaration betont eine europäische Identität, die mit dem Camino verbunden sei. Seither fließen auch EU-Gelder in die Restaurierung historischer Stätten und die Infrastruktur von Wegen und Herbergen. 1993 nahm die Unesco den Camino in ihre Welterbeliste auf. Ein Glück für seine Popularität, dass Erfolgsschriftsteller wie Paulo Coelho und Shirley MacLaine mit ihren Reiseberichten moderne esoterische Strömungen ansprachen. Sie verursachten damit eine gewisse Remystifizierung.

Altgedienten Pilgern ist der Rummel längst zu viel. Sie murren, dass der Camino überlaufen sei. Im Internet werden Erlebnisberichte verbreitet. Die ersten Fan-Kreise begründeten hierzulande Jakobusgesellschaften. Die größte unter ihnen (in Aachen, gegründet 1987) zählt mehr als 3.000 Mitglieder.

Neuerdings geht die Spurensuche im eigenen Land weiter. Jakobusfreunde bereichern mit wiederentdeckten alten Jakobswegen das klassische Terrain der Wanderfreunde. Ein interessantes Projekt ist beispielsweise der ökumenische Pilgerweg von Görlitz nach Vacha (Werra), der im letzten Jahr offiziell eröffnet wurde. Wer dann weiterwill, braucht vor allem gute Füße, immer häufiger weisen Jakobsmuscheln den Weg.

Die Hauptroute aus Nordeuropa führt über den Ibañeta-Pass (Pyrenäen) nach Spanien. Der Camino ist praktisch identisch mit der Hauptverkehrsroute, die Pamplona, Logrono, Burgos, León, Astorga und Ponferrada verbindet. Auf knapp 800 Kilometern durchquert er die Weinlandschaften Riojas, die Hochebene Meseta, die Berge Leons und Galiciens und endet offiziell in Santiago.

Dietrich Höllhuber: „Wandern auf dem spanischen Jakobsweg“. DuMont-Aktiv, Köln 2002, 12 €

Michael Kasper: „Jakobsweg“. Outdoor-Handbuch, Conrad-Stein-Verlag 2003, 12,90 €

Millan Bravo Lozano: „Praktischer Pilgerführer (des Studienzentrums Sahagun)“. Editorial Everest, Leon/Spanien, dt. Ausgabe, 31 €