Kiloniella laminariae, Bakterium
: Die Abwehrkämpfer

Es ist leider so, dass die meisten Menschen nicht viel über Bakterien wissen. Professor Johannes Imhoff vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften seufzt. „Für viele sind Bakterien dasselbe wie Viren“, sagt er. Dann murmelt er etwas von „Bildungsnotstand“.

Imhoff und seine Mitarbeiter haben soeben ein neues Bakterium entdeckt. Sie haben es „Kiloniella laminariae“ genannt, nach seinem Fundort, der Kieler Bucht. Die meisten Bakterien fänden sich in Küstennähe, sagt Imhoff, auf Schwämmen und Algen. Um sie zu identifizieren, werden Gensequenzen analysiert. Das Ergebnis ist normalerweise zu 99 Prozent identisch mit bekanntem Material. Bei den „Kiloniella laminariae“ war die Abweichung signifikant höher. Forscherglück.

Bakterien bekommen mit, was in ihrer Umgebung geschieht. In der Tiefsee gibt es welche, die leuchten, wenn sie merken, dass viele andere wie sie in der Nähe sind. Das laufe über chemische Prozesse, sagt Imhoff. Bakterien registrierten bestimmte Substanzen, die von anderen Bakterien produziert werden. Wenn diese Substanzen eine gewisse Konzentration erreichten, reagierten sie. Die Interaktion der Bakterien sei „faszinierend“ und „wenig erforscht“.

Wenn Bakterien auf Bakterien treffen, kann es auch zum Kampf kommen. Die in der Kieler Bucht entdeckten Kiloniella laminariae etwa seien „antibiotisch aktiv“, sie produzierten antibiotische Substanzen als „Abwehrstrategie gegen Konkurrenten“. Für die Menschen ist das eine gute Nachricht. Bakterien, die antibiotisch aktiv sind, können dabei helfen, neue Antibiotika zu entwickeln. Die können dann gegen andere, krankheitserregende Bakterien eingesetzt werden, die gegen die bisherigen Antibiotika resistent geworden sind.

Um neue Bakterienstämme zu finden, fahren Imhoffs Mitarbeiter mit kleinen Booten hinaus aufs Meer. Sie tauchen nach Algen und Schwämmen, auf denen sie interessante Exemplare vermuten. „Wir untersuchen hunderte, tausende“, sagt Imhoff. Im Grunde sei jede neue Entdeckung in diesem Bereich „ein Zufallsfund“. Anders könne es gar nicht sein. WIE