Eingreifen in Liberia lässt auf sich warten

Kofi Annan drängt auf schnelle UN-Intervention. Aber Nigeria und USA zieren sich. Rebellen greifen weiter an

BERLIN taz ■ Kommt jetzt endlich die ausländische Militärintervention in Liberia? UN-Generalsekretär Kofi Annan verliert die Geduld, nachdem die USA seit Wochen eine Entscheidung über ein Eingreifen hinausschieben und Nigeria zwar seine Interventionsbereitschaft bekundet, aber vorher Geld dafür sehen will. Am Dienstag kündigte Annan an, jetzt selber eine UN-Intervention vorzubereiten. „Es ist meine Intention, sofort mit den nötigen Vorbereitungen für die vorgesehene Operation der UNO in Liberia zu beginnen“, erklärte er in einem Brief an den Sicherheitsrat. „Es wird nötig sein, dass der Sicherheitsrat ein starkes Mandat für diese Truppe erteilt, damit sie eine glaubwürdige Abschreckungskapazität hat.“

Annans Vorstoß folgt auf das Scheitern des jüngsten Vorschlags von Nigeria, ganz schnell zwei Bataillone nach Liberia zu schicken – eines aus Nigeria und eines aus Sierra Leone. Bei einem Beratungstreffen der westafrikanischen Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) in Ghanas Hauptstadt Accra am Montag wurde wider Erwarten kein Einsatztermin für diese 1.300 Mann starke Truppe festgelegt. Stattdessen soll heute ein Ecowas-Erkundungsteam in Liberias Hauptstadt Monrovia eintreffen und die Stationierungsmöglichkeiten eruieren. Vor Ende dieser Reise, die mindestens zwei Tage dauern werde, könnten keine Soldaten kommen, hieß es aus Ecowas-Kreisen.

Kern des Problems sind Nigerias Geldforderungen. Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo erklärte, sein Land habe seit 1990 12 Milliarden Dollar für Militärinterventionen in Westafrika ausgegeben, so dass jetzt jemand anders die Kosten tragen müsse. Die USA haben bisher nur logistische Hilfe in Höhe von 10 Millionen Dollar zugesagt – ein Fünftel der angefragten Summe. Dieses Geld soll an die kalifornische Firma „Pacific Architects and Engineers“ fließen, die schon bei Friedensmissionen in Sierra Leone und der Elfenbeinküste Rüstungstransporte durchgeführt hat. Die US-britische Söldnerfirma „Northridge Services“, die bereits für die Regierung der Elfenbeinküste arbeitet, hat außerdem einen Söldnereinsatz in Monrovia angeboten. Ob es darüber hinaus zu einem direkten US-Militäreinsatz in Liberia kommt, ist in Washington noch immer nicht entschieden.

Das internationale Nichteingreifen begünstigt Liberias Rebellen. Sie halten den Hafen von Monrovia und haben das Stadtzentrum mit seinen 1,3 Millionen Menschen praktisch eingekesselt; trotz US-Kritik beschießen sie die Zivilbevölkerung dort täglich mit schwerer Artillerie. Am Montag eroberten sie Liberias zweitgrößte Hafenstadt Buchanan und rücken seitdem auf Liberias internationalen Flughafen vor, der zwischen Monrovia und Buchanan liegt.

Solange niemand eingreift, werden die Rebellen weiterkämpfen. „Wir warten auf die westafrikanische Truppe, damit wir Gebiete unter unserer Kontrolle an die Friedenstruppe übergeben können“, sagte Sekou Conneh, Führer der größten Rebellenbewegung Lurd (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie). Tiah Slanger, Führungsmitglied der zweiten Rebellenbewegung Model (Bewegung für Demokratie in Liberia), war kompromissloser: „Wenn die Friedenstruppe da ist, werden wir unseren Truppen die Einstellung der Feindseligkeiten befehlen.“ DOMINIC JOHNSON