Verbrauchers Stimmung steigt

Anders als in den USA nimmt das Konsumentenvertrauen in Deutschland zu, hat die Gesellschaft für Konsumforschung ermittelt. Von Kaufrausch fehlt noch jede Spur

BERLIN taz ■ Die Deutschen hoffen auf bessere Zeiten, die Stimmung steigt: Der gestern veröffentlichte Konsumklimaindikator der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stieg auf 4,5 Punkte, im Vormonat lag er bei 4,2 Punkten. Das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher dagegen sinkt. Der entsprechende Index des privaten Forschungsinstituts Conference Board war eingebrochen, was Analysten überraschte – vor wenigen Wochen hatte die Universität Michigan noch von einem gestiegenen Verbrauchervertrauen berichtet.

Doch auch in Deutschland ist nicht alles in Butter: Zwar stiegen die Teilindikatoren für Einkommens- und Konjunkturerwartung, die Anschaffungsneigung sank jedoch im Vergleich zum Vormonat. Sie spiegelt die Bereitschaft der Verbraucher wider, langlebige Produkte wie Kühlschränke oder Fernseher zu kaufen. Alle drei Teilindikatoren liegen noch unter dem langfristigen Mittel. Die Stimmung hat sich also aufgehellt – so richtig glücklich sind die Verbraucher allerdings noch nicht.

Die GfK geht trotzdem davon aus, dass sich der private Konsum etwas beleben dürfte. Der Handel gibt sich zurückhaltend: „Wir wollen die Stimmung nicht schlecht reden“, meint Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des deutschen Einzelhandels, „aber aufatmen können wir erst, wenn die Bürger ihre Konsumzurückhaltung aufgeben.“ Auch Ökonomen warnen davor, von Stimmungen auf das tatsächliche Kaufverhalten zu schließen: „Für die USA gibt es Studien, die den Zusammenhang zwischen Konsumentenvertrauen und -verhalten anzweifeln“, erklärt Michael Schröder vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.

Die Einkommenserwartung der 2.000 befragten Konsumenten stieg laut GfK bereits den vierten Monat in Folge. „Neben den verbesserten Konjunkturerwartungen wirken vermutlich das Vorziehen der Steuerreform, stabile Preise und steigende Aktienkurse positiv auf die Einkommensstimmung“, sagte GfK-Marktforscher Rolf Bürkl. Gustav Horn, Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, bestätigte im Deutschlandfunk die positiven Wirkungen der angekündigten Steuersenkungen. Dieser Optimismus sei aber durch die unsichere Gegenfinanzierung gefährdet. Diese ist für Bürkl auch ein Grund, warum sich die Verbraucher beim Kauf langlebiger Produkte noch zurückhalten.

BERND MIKOSCH