Bochum backt in Babaku

Schauspieler Christoph Wackernagel sammelt für eine Vollkornbäckerei in Mali. Die Esswaren sollen den kulturellen Austausch fördern

Sollte die Bäckerei funktionieren, soll der Gewinn später in ein Wasserprojekt investiert werden

VON HOLGER PAULER

Bochumer Brot soll demnächst in Mali gegessen werden. Das hofft zumindest der Bochumer Autor und Schauspieler Christoph Wackernagel. Gemeinsam mit Freunden, Bekannten und Unterstützern plant er den Bau einer Vollkornbäckerei in Westafrika, in Malis Hauptstadt Bamako – dort wo es, wie fast überall auf der Welt, nur Weißbrot gibt.

„Wir sehen das Projekt nicht als einfache Entwicklungshilfe, uns geht es darum über das Backen und Essen eine Art Dialog der Kulturen aufzubauen“, sagt Wackernagel. Unterstützt wird er dabei von der Bochumer Vollkornbäckerei Hutzel, dem Naturkostladen Artmann und der Gelsenkirchener Grünen Abgeordneten Sabine Zimpel. Sie legt darauf Wert, dass es sich bei dem Projekt um „ein Non-Profit-Unternehmen handelt“.

Moni Cleve-Steffen, die mit ihrem Mann Hapo Steffen das Projekt graphisch unterstützt ist vor allem von der Energie aller ehrenamtlich Beteiligten begeistert: „So etwas erlebt man heute eher selten, es funktioniert aus dem Antrieb der einzelnen Leute selbst heraus.“ Dass sie dabei drauf zahlen und eine wenig Selbstausbeutung betreiben, wird in Kauf genommen. Die schönen Aussichten verbieten derartige Gedanken.

Backbeginn soll, wenn möglich, noch in diesem Jahr sein. „Wir haben den siebten September als Stichtag gewählt“, sagt Christoph Wackernagel. An diesem Tag läuft das Visum der Austauschbäckerin Fafa aus Mali ab. Die Studentin absolviert derzeit einen Crashkurs bei der Bäckerei Hutzel. Gemeinsam mit dem Bochumer Bäcker Kai Reckers soll sie in Bamako die erste Schwarzbrot-Bäckerei Afrikas einrichten. Kai Reckers will dafür extra seinen Jahresurlaub opfern: „Kein Problem, ich werde ja auch von den Erfahrungen in Afrika profitieren.“ Einen Backaustausch mit der Ukraine hat Reckers schon hinter sich.

Fafa hat im Vorfeld des Projekts eine Marktanalyse über die Möglichkeiten des Projekts erstellt; die Bochumer Initiatoren haben es für gut befunden. Einziges Problem: Sie sind auf Hilfe in Form von Geld- vor allem aber Sachspenden angewiesen. Hauptaugenmerk liegt auf der Anschaffung eines fünf bis sechs Quadratmeter großen Backofens sowie einer Knetmaschine. „Wir gehen aber davon aus, dass es klappt“, so Reckers. In den Backstuben stünden etliche Geräte herum, die nicht mehr benutzt würden .– eine Folge der Monopolisierung im Backgewerbe. „Wir hoffen, dass irgendein Bäcker uns seine Geräte zur Verfügung stellt.“ Wenn möglich unentgeltlich.

Auch auf finanzielle Hilfe ist das Projekt angewiesen. Neben einem Spendenkonto sollen demnächst Konzerte und szenische Lesungen für die Einnahmen sorgen. Christoph Wackernagel baut dabei auf seine Erfahrungen und Kontakte aus Mali, wo er selbst über mehrere Jahre lebte. Die Kosten für die Einrichtung der Bäckerei werden auf etwa 40.000 Euro geschätzt. Bislang konnten, ohne öffentliche Bekanntmachung, immerhin 700 Euro aufgetrieben werden. Sollte die Bäckerei irgendwann funktionieren, wird der eingebrachte Gewinn in ein Wasserprojekt investiert. Konkrete Pläne lägen auch dafür bereits vor. Vielleicht gibt es dann zum deutschen Brot auch irgendwann deutsches Bier.

Infos: www.bobaku.de