Ist Krankheit Privatsache?

betr.: „Gesundheitsreformer verkatert“, taz vom 29. 7. 03

Es ist doch ethischer Wahnsinn, die Gesundheit den Regeln des Marktes anzupassen. Wenn man krank ist, muss man zum Arzt und kann nicht wie beim Auto noch zwei Jahre auf sinkende Preise hoffen. Genauso wie die Kranken, werden Rentner, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose und Ausländer sowohl von den Politikern als auch von den Medien ausgegrenzt und als störendes, unproduktives Element dargestellt.

Bei dieser Diskussion rückt man aber einer ganz bestimmten Gruppe nicht auf den Leib, obwohl diese weit mehr als Sozialhilfeempfänger und Rentner zusammen absahnen! Wenn das nämlich diskutiert würde, würde man der Ursache an der Krise unseres Sozialstaates ganz nahe sein. Die Wohlhabenden, angepriesen in jedem Blitzlichtmagazin, erhalten nämlich durch ihre Zinsen, täglich etwa eine Milliarde Euro von den Schuldnern. Sie sagen sich, Sie zahlen keine Zinsen? Falsch, einmal müssen Sie die maroden Staatsfinanzen mittragen, des weiteren sind sämtliche Produkte (durch verschuldete Unternehmen) mit Zinsen behaftet.

Wenn die Politik nur einen ernsthaften Gedanken daran verschwenden würde, wäre unserer Sozialstaat nicht mehr in Gefahr!

FELIX WILKE, Wildau-Wentdorf

betr.: „Nach der Reform ist vor der Reform“ (Feste Beiträge für alle oder eine neue Bürgerversicherung), taz vom 25. 7. 03

Es ist grotesk: Da ist mit Mühe endlich eine Gesundheitsreform politisch auf den Weg gegeben worden, und kaum ist sie in den Eckpunkten beschlossen, wird die „Bürgerversicherung“ als heilbringende Perspektive für die Reform nach der Reform gefordert. Die Bürgerversicherung wäre das Ende der Privaten Krankenversicherung (PKV). Und das soll jemand verstehen: In der PKV wurden die Instrumente entwickelt, wie die Selbstbeteiligungen, die Beitragsrückerstattungen oder der Hausarzttarif, die erfolgreich die Eigenverantwortung der Versicherten stärken und die Kosten dämpfen. Auf diese Instrumente schielen Politik und Gesetzliche Kassen (GKV) seit Jahren fast neidisch und wollen sie für die GKV kopieren. Die PKV hat durch ihr kapitaldeckendes Beitragssystem das Finanzierungsproblem bedingt durch die demografische Entwicklung zukunftssicher im Griff. Und ausgerechnet die PKV soll geopfert werden, um für einige wenige Jahre mehr Geld in das überholte und für künftige Generationen nicht funktionierende System der Umlageverfahren zu spülen? […]

Ein Blick zu unserem Nachbarland der Schweiz zeigt, dass die Bürgerversicherung mitnichten der Weg der Zukunft ist: Dort sind die Leistungen der Krankenkassen deutlich niedriger als bei uns, und dennoch sind die Kosten für Gesundheit weltweit – gemessen am Anteil des BSP – an zweithöchster Position (nach den USA). FOLKE H. TEDSEN, Kaltenkirchen