DER RECHTE RAND
: Hyperventilierte Maskulinität

Die Eskalation kommt den „Hells Angels“ in Kiel so gar nicht gelegen. In Ruhe wollen die einschlägigen Rockerklubs ihr Geld mit Security-Gewerbe, Tattoo-Studios, Sex-Clubs und Musikbusiness machen. Streitereien um Macht und Märke werden intern geregelt. Dass nun Messerangriffe des ehemaligen NPD-Landesvorsitzenden Schleswig-Holsteins, Peter Borchert, auf „Hells Angels“ vor Gericht verhandelt werden, missfällt. „Muschiclub“, sollen andere Angels über die Kollegen stöhnen und glauben: „Das kann doch klar gemacht werden.“

In den vergangenen Jahren haben sich die Rockerklubs „Hells Angels“, „Bandidos“ und „Gremium MC“ oft mit der rechten Szene arrangieren können, wenn deren Aktivisten auf den Türsteher- und Tattoo-Markt drängten. Man kennt sich, schätzt sich, teilt die Claims auf. Verbindungen der Szenen bestätigt auch das Bundesinnenministerium – „vor allem auf lokaler Ebene“. Fortgeschrittene Verflechtungen beobachte das Landeskriminalamt bei den Angels in Hannover. Die „Bandidos“ pflegen in Bremen Szenebeziehungen.

Von den Rechten wanderte so auch Klemens O. aus Neumünster zu den Rockern. Der ehemalige enge Mitstreiter Borcherts ist Anwärter auf eine Angels-Mitgliedschaft. Nach einem Verfahren wegen Waffenhandels 2005 gegen Borchert und O., begann O. im Tattoo-Laden von Dennis K., Mitglied bei den Angels, zu arbeiten. Jenen K., den Borchert nun lebensbedrohlich angriff. Die Nähe, inklusive Streite, bedingen also nicht nur die Geschäfte.

Eine hyperventilierte Männlichkeit eint die geschäftstüchtigen Rocker und militanten Rechtsextremen. Der maskuline Stil ist von einem dominierenden und körperbetonten Auftreten bestimmt. Rücksichtslose Durchsetzung und gewalttätiges Auftreten, auch gegen Frauen, gehören zum „Milieu“. So wundert es wenig, dass sich Borchert in beiden Szenen bewegt – wenn er nicht gerade mal in Haft ist.