Die stille Superheuschrecke

Aufgegeben hat er noch nicht. Gemeinsam mit dem Vorstand begrüße und unterstütze er den geplanten Einstieg des Staats bei der Hypo Real Estate, ließ Christopher Flowers Anfang der Woche wissen. Dabei könnte der ihn einen Haufen Geld kosten.

22,50 Euro hat Flowers im letzten Juni für jede Aktie seines 24,9-Prozent-Anteils bezahlt, insgesamt 1,1 Milliarden. Am Mittwoch lag das Papier gerade mal bei ungefähr 1,33 Euro. Sollten sich Merkel, Steinbrück und Co darauf einigen, ihn zu enteignen und zum Tageskurs zu entschädigen, hätte Flowers, der auch im HRE-Aufsichtsrat sitzt, 1,05 Milliarden Euro verloren. Kein Wunder, dass er nun versucht, möglichst konstruktiv zu wirken.

Normalerweise verdient der 51-Jährige mit solchen Einsätzen eher Geld. Schließlich ist Superheuschrecke sein Job. Seit zehn Jahren saniert er marode Kreditinstitute. 9 Milliarden Euro hat er bislang über zwei Fonds eingesammelt und sie in mehr als 20 Beteiligungen gesteckt. Damit gehört er zu den ganz Großen auf Banken spezialisierten Finanzinvestoren, er selbst hält sich für den weltgrößten.

Geboren wurde Flowers in Berkeley, Kalifornien. Sein Vater war Verwaltungsdirektor, die Mutter Bibliothekarin. Nach dem Studium kam er schon mit 21 Jahren zur Investmentbank Goldman Sachs. Mit 41 entschied sich der inzwischen verheiratete Familienvater für die Selbstständigkeit.

Richtig bekannt wurde er im Jahr 2000. Gerade zwei Jahre im Geschäft, kaufte er ein Drittel der Anteile der schwer angeschlagenen japanischen Long Term Credit Bank. Die Medien bezeichneten die Sanierung zwar als „reinstes Blutbad“, aber Flowers schaffte es, den gigantischen Schuldenberg der Bank abzutragen und sie anschließend mit einem Riesengewinn an die Börse zu bringen. Private Equity in Reinform.

Seitdem hat er seinen Stil etwas verfeinert und setzt auch lieber auf langfristigere Projekte, bei denen die Unternehmen Zeit haben, sich zu entwickeln. In Deutschland hat er bislang jedoch noch nicht punkten können. Zuerst wollte man ihn weder bei der Berliner Bankgesellschaft noch bei der Hypothekenbank ABHR haben. Dann schaffte er 2006 zwar den Einstieg in die HSH Nordbank, die aber wurde von der Finanzkrise voll erwischt. Hier musste Flowers ordentlich nachschießen. Und bei der HRE muss er jetzt eingestehen, dass sie als Staatsbank wohl leichter stabilisiert und abgewickelt werden könnte.

Womöglich hat Flowers gar kein spezielles Problem mit Deutschland. Womöglich überfordert ihn – wie viele andere Finanzinvestoren – die Krise. Denn auch zu seinen anderen, weltweiten Beteiligungen sagt Flowers derzeit nichts. BEATE WILLMS