Die Portugiesen mit der preiswürdigen „Scheiß“-Idee

Preise für schlaue Pennäler. NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn feierte Sieger der Wettbewerbe „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“

DÜSSELDORF taz ■ Drei Schüler aus Portugal bekommen Geld aus NRW für ihren gelungenen Beitrag beim „Schüler experimentieren“-Wettbewerb. Vasco Farto aus Marisol, Lucas Galindo aus Lissabon und Vasco Seelmann aus Oeiras forschten zum Thema: „Ein Versuch, aus Scheiße Gold zu machen“. Die Jungs (alle Jahrgang 1990) von der deutsch-portugiesischen Schule in Lissabon untersuchten, ob man nicht nur Kuhmist, sondern auch die Exkremente von exotischeren Nutztieren anderer Länder und vom Menschen zur Biogasproduktion verwenden könnte. Dafür sammelten die Pennäler Kot von Pferd, Elefant, Kamel, Lama und einem Baby und untersuchten, wie viel Biogas pro 100 Gramm Gewichtseinheit bei gleicher Ausgangstemperatur gebildet wird.

Die „Scheiß“-Idee aus dem Gastgeber-Land der Fußball-Europameisterschaft belegte einen dritten Platz beim traditionsreichen Wettbewerb „Jugend forscht“. Die NRW-Preisträger des von der Wirtschaft unterstützten Kontests wurden am Montag von Landesumweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) in Düsseldorf geehrt. Insgesamt wurden im Bereich „Umwelt“ 16 Schülerinnen und Schüler ausgezeichnet. Das Themenspektrum reichte dabei von der Entwicklung einer biologisch abbaubaren Kunststoff-Stärkefolie über Windenergie bis hin zur Untersuchung von Pflanzengallen.

Ministerin Höhn lobte die schlauen Schüler: „Über 60 Mal habe ich diesen Sonderpreis ‚Umwelt‘ in den letzten Jahren vergeben, trotzdem bin ich immer wieder positiv überrascht, welche Themen von den jungen Forscherinnen und Forschern aufgegriffen werden und mit wie viel Engagement sie sich an die Arbeit machen.“ Dabei fänden sich immer häufiger Beiträge zu den Themenfeldern Erneuerbare Energie und Nachhaltige Entwicklung unter den Einsendungen. „Das zeigt mir, dass bei der jüngeren Generation das Problembewusstsein für diese Themen deutlich gewachsen ist.“

Der Sonderpreis „Umwelt“ wird seit 22 Jahren vom NRW-Umweltministerium ausgeschrieben und soll zur Nachwuchsförderung beitragen. Der Aufruf von „Schüler experimentieren“ richtet sich an Jugendliche von 11 bis 16 Jahre. Die Gewinner erhalten Geldpreise von 150 Euro, 100 Euro und 75 Euro.

Den ersten Platz im Schüler-Wettbewerb belegte Sonja Pullen aus Neuss für ihre Arbeit zum Thema „Biologisch-abbaubare Kunststoff-Stärkefolie“. Sie hat Stärkefolien aus verschiedenen Nahrungsmitteln hergestellt und Aussehen, Reißfestigkeit und Zugfestigkeit in kleinen Versuchsreihen geprüft. Diese Ergebnisse verglich sie mit den Eigenschaften von Papier und Kunststofffolien. Zwei Folien, eine aus einer Mischung von Mondamin und Kartoffelmehl „Küchenmeister“ sowie eine Folie aus reinem Mondamin schnitten dabei am besten ab.

Während Siegerin Pullen aus Neuss nun 150 Euro Cash vom Umweltministerium bekommt, müssen sich die drei Preisträger aus Portugal ihren Gewinn von 75 Euro auch noch teilen. Im Resümee ihrer Studie („Was soll der ganze Scheiß?“) kommen die Schüler zu einem erstaunlichen Ergebnis: Babykot liegt bei der Biogasproduktion nur knapp hinter Kühen. Jetzt ist es an der Wirtschaft, diese Erkenntnis umzusetzen. MARTIN TEIGELER