semesterticket in brandenburg billiger
: Verkehr verrückt

Fahrpreissysteme dürfen offenbar nicht zu verstehen sein – egal ob bei der Bahn oder der BVG. Doch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) setzt jetzt beim Streit um das Semesterticket noch einen drauf. Studenten in Potsdam müssen weniger zahlen als ihre Berliner Kommilitonen, dürfen aber in Berlin und ganz Brandenburg unterwegs sein.

Der VBB hatte von den Berliner Studierenden 141 Euro für das Semesterticket ab Sommer 2005 verlangt. Die Studenten von FU und HU lehnten das in einer Urabstimmung als zu teuer ab. Sie plädierten für den Vorschlag ihrer Vertreter: 118,50 Euro. Der VBB erklärte daraufhin die Verhandlungen für gescheitert.

Fast exakt diesen Preis zahlen jedoch die Studenten an der Uni Potsdam. Für ein Ticket müssen sie nur 119 Euro berappen und können damit sechs Monate sowohl in den Berliner Tarifbereichen A,B und C als auch in ganz Brandenburg unterwegs sein. Zudem sind enorme Preiserhöhungen für die nächsten Jahre ausgeschlossen. Im Wintersemester 2005/06 steigt der Preis auf 124 Euro, ein Jahr später auf 128 Euro. Da überrascht es nicht, dass die Potsdamer Studenten mit einer überwältigenden Mehrheit von 95,4 Prozent zustimmten.

Sabine Vogel vom VBB erklärt den Preisunterschied mit „Standortfaktoren“: „Verschiedene Städte lassen sich nicht vergleichen.“ In einem „komplizierten Verfahren“ errechne man den Bedarf, so dass eine „schwarze Null“ beim Semesterticket herauskomme. Außerdem würden die Potsdamer überwiegend die Verkehrsmittel vor Ort nutzen. Dort gäbe es auch weniger Nachtbusse.

Allerdings zahlen Studenten, die in Berlin leben, aber in Potsdam studieren, ebenfalls nur 119 Euro. Von den Studenten der Uni Potsdam stammt mehr als ein Viertel aus Berlin. Darauf angesprochen, verweist der VBB erneut auf das „komplizierte Verfahren“ zur Preisberechnung.

Der Student und Referent Peter Hartig von der HU sagt: „Es mutet schon absurd an, dass die Berliner für ein viel kleineres Leistungspaket mehr zahlen sollen.“ Trotz aller komplizierten Verfahren zahlten bisher Potsdamer und Berliner Studenten übrigens den gleichen Preis: 115 Euro. OLIVER TRENKAMP