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: Die Bundesliga startet – und der Sommer findet ein trauriges Ende

Aus, aus, aus – und vorbei

Und dann hat es, gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Spektakels, zu Regnen begonnen über dem Olympiastadion. Schwere Sommerregentropfen fielen vom Himmel über Berlin und direkt hinein in die Immer-noch-Großbaustelle – und so konnte man sich der dunklen Ahnung nicht erwehren, dass es schon etwas zu bedeuten haben muss, wenn selbst der Himmel Tränen vergießt zum Saisonauftakt.

Jetzt, da die Bundesliga in ihre neue Runde gestartet ist, ist einem jedenfalls ziemlich schlagartig bewusst geworden, was man diesen schönen, warmen Sommer lang so gar nicht vermisst hat: Dieses ganze Gedöns ums Leder, dieses aufgeblasene Gute-Laune-Halligalli, all die angetrunkenen Fans in ihrer lächerlichen Verkleidung, bärenfellige Maskottchen, die auf einem Motorroller ums Rasengrün rasen und dümmlich winken, und, schließlich, all die sich selbst überschätzenden Jungmillionäre, deren Verstand bisweilen so kurz geraten ist wie ihre Hosen.

Man könnte also auch sagen: Der Sommer ist seit Samstag vorbei. Aus, aus, aus, einfach aus – und vorbei. Und jetzt, da das Land heftig dem Herbst entgegenstrebt, kriechen auch all die Fußballfetischisten wieder aus jenen Löchern, in denen sie sich die letzten zweieinhalb Monate vergraben hatten. Jene, für die Fußball alles ist und die nichts im Kopf haben außer: Fußball, Fußball über alles. Anders gesagt: die etwas angeballert sind. Einfach ballaballa. Menschen, die in Viererketten denken und für die Nichtigkeiten wie Elfmeter, Platzverweis, Abseits und Tor Schicksalhaftes in sich tragen, obwohl sie doch nur dem Zufall entspringen; für die ein Sieg ihrer Mannschaft alles ist und eine Niederlage das reine Verderben; und die längst aus dem Blick verloren haben, dass alles doch nichts mit der Wahrheit zu tun hat und somit mit dem Leben, sondern nur ein großes, aufgemotztes Spiel ist, bei dem es um nichts geht als ums Geld. Um sehr viel Geld.

Ach, was war der Sommer schön, als der Ball ruhte und man, nur so zum Beispiel, Nachmittage lang in meditativer Besonnenheit dabei zusehen konnte, wie richtige Männer, Heroen allesamt, tapfere Helden der Landstraße, auf ihren Rädern einmal rund um Frankreich pedalierten, tagein, tagaus, manche mit gebrochenem Schlüsselbein und schmerzverzerrtem Gesicht.

Immerhin: Seit gestern, viertel nach sieben, gibt es wieder Hoffnung, einem, wenn auch noch schalen Lichtblick gleich: Nur noch 33 Spieltage, dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Endlich! FRANK KETTERER