Ungewohnter Ort

Thomas „Gottschalk zieht ein“ (20.15 Uhr, ZDF) – als würde der Star nicht längst schon bei uns allen wohnen

Es ist ja so, dass Thomas Gottschalk in der Vergangenheit viele Dinge gesagt hat, die nahe legten, dass er niemals bei einem Reality-Format mitmachen würde. Es stimmt auch, dass „Gottschalk zieht ein“ von der Idee her stark an „Frauentausch“ erinnert. Das ist ein Reality-Format, das auf RTL 2 läuft, bei dem zwei Familien für zehn Tage die Mütter tauschen. Bei „Gottschalk zieht ein“ übernimmt Gottschalk für vier Tage die Rolle des Familienoberhaupts. Für die Pilotfolge war er bei den Heins aus Lüdenscheid zu Gast.

Von den offensichtlichen Parallelen mal abgesehen, hat „Gottschalk zieht ein“ wirklich nichts mit „Frauentausch“ gemeinsam. Das kann man guten Gewissens behaupten, ohne die Sendung gesehen zu haben. Zumal auch ZDF-Redakteur Markus Templin sagt, dass sich das Format grundsätzlich von anderen unterscheide, weil da „ein Promi an einen für ihn ungewohnten Ort“ versetzt werde – was allerdings so ungewöhnlich auch nicht ist, schließlich gab es schon „The Simple Life“, wo Paris Hilton und Nicole Ricci in die Provinz verpflanzt wurden.

Aber Gottschalk ist ja schließlich nicht irgendwer, er ist der Quotenkönig des deutschen Fernsehens, einer der beliebtesten Showmaster hierzulande, und man sagt, er könne selbst der Bild-Zeitung diktieren, was sie über ihn schreibt – das dürfte „Frauentausch“-Kandidaten schwer fallen. Die können ja nicht mal Einfluss darauf nehmen, was RTL 2 von ihrem Tauscherlebnis sendet.

Es ist also nicht damit zu rechnen, dass Gottschalk vor laufender Kamera heulen und beichten wird, dass er sich wegen seiner Minderwertigkeitskomplexe nie durchsetzen kann – was bei „Frauentausch“ so oder in ähnlicher Form zu den jeweiligen Highlights gehörte.

Gottschalk wird den Alltag der Familie Hein – schon von der Auswahl her „öffentlich-rechtlich“ (Templin) – begleiten, er wird dem Töchterchen bei den Vokabeln helfen, er wird sich ein wenig von Mutter Hein ausschimpfen lassen, soweit das dem öffentlichen Bild des Glamour-Showmasters entspricht, bei dem daheim die Frau sagt, wo es langgeht, und er wird sich entsprechend in der Küche und beim Einkaufen dumm anstellen, sodass traditionell erzogene Mütter und Hausfrauen ihm liebevoll den Kopf rubbeln und sagen möchten: Komm mal her, ich mach das schon. Ein bisschen Papa wird Gottschalk spielen, wenn der Jüngste sich beschwert, dass er vom älteren Bruder geärgert wird.

Warum auch nicht. Schließlich benimmt er sich ohnehin schon wie unser aller Papa. Für alles hat er einen Ratschlag zur Hand, ob Medien, Politik oder Kindererziehung.

Vielleicht ja demnächst auch in Ihrer Familie. HEIKO DILK