Das jüngste Gerücht: Der Bundes-Henning
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Eigentlich klingt alles nach einer schönen Sommerloch-Geschichte: Der Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) solle seinem Genossen Johannes Rau als Hausherr im Schloss Bellevue nachfolgen, hatte die Illustrierte Focus am Montag ihren Lesern geflüstert. Und auch wenn Scherf seinen Sprecher sofort verkünden ließ, es handele sich um eine „richtig fröhliche Zeitungsente“, so ist das Gerücht jetzt nun mal in der Welt. Und recht eigentlich erinnert einen solch ein richtig gut gelauntes Dementi ein bisschen an den Ober-Fischer dieser Republik, der, was seine Europa-Ambitionen angeht, immer sagt, er sei gerne deutscher Außenminister. Möglicherweise ist Scherf ja neulich nicht ohne Hintergedanken zusammen mit Rau gut gelaunt, grimassierend und händeschüttelnd durch DaimlerChrysler-Werkshallen geschlendert. Und auch das Bild, das die deutsche Öffentlichkeit durch unzählige Porträts vom lieben Langen aus dem Rathaus gezeichnet bekommen hat, spricht unbedingt für einen rasend populären Bürger-Präsidenten, der das Land unablässig mit dem Fahrrad bereist, Omas tätschelt und so weiter und so fort. Doch Vorsicht: Gestern war es just die Springer-Presse, die via Welt und Berliner Morgenpost dem Scherf-Gerücht noch einmal neue Nahrung verlieh: „Das wäre schon eine tolle Sache für Bremen“, wird ein „ranghohes CDU-Mitglied, das namentlich nicht genannt werden will“, zitiert. Und die FAZ hat heftig augenzwinkernd geschrieben, dass Scherf für das hohe Amt „bereit steht“. Mit solchen honigsüßen Sätzen zur Unzeit werden Kandidaten verbrannt. Und jenseits aller Gerüchte gibt es auch noch Fakten. Die CDU wird die Mehrheit in der Bundesversammlung haben. Und sie hat mehr als einen verdienten Ministerpräsidenten, der sich noch ein paar schöne Jahre in Amt und Würden sehr gut vorstellen könnte. jox