Hinein in den Abstiegskampf

Hannover 96 verliert mit 1 : 3 (0 : 1) sang- und klanglos beim Tabellenvorletzten Energie Cottbus und baut damit seine schwarze Auswärtsserie aus. Nun trennen die Niedersachsen nur noch vier Pünktchen von einem Relegationsplatz

Zumindest musikalisch war es eine unterhaltsame Angelegenheit für die Hannöverschen. Nur 200 Gästefans füllten den Block eher spärlich, doch die Cottbuser zeigten sich trotzdem freundlich und spielten für sie ihr Vereinslied. Danach trat dann auch noch Michael Hirte auf – der Mann mit der Mundharmonika, RTL-Supertalent-Sieger und gebürtig aus der Lausitz. Gänsehaut-Feeling bei seiner Version von „You’ll never walk alone“. Die Fans forderten eine Zugabe, während draußen schon die Profis mit den Stollen scharrten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits fraglich, ob die Spieler aus Cottbus und Hannover den Unterhaltungswert noch würden steigern können.

Es gelang über weite Phasen nicht. 12.800 Zuschauer vermissten lange kickende Supertalente. Allein für Cottbus wurde es dank nimmermüden Einsatzes am Ende doch noch ein Fest. Die Strafe für fehlenden Mut und Ideen bekam Hannover: 1 : 3 (0 : 1) durch die Treffer von Rangelow (39., 70.) und Angelow (74.). Frank Fahrenhorst gelang nur noch der Ehrentreffer (82.).

Im Grunde war das schlechte Niveau nicht überraschend. Hannover kam als schlechteste Auswärtself (nur ein Punkt) zur schlechtesten Heimelf (vier Zähler). Beide betonten vorher, ihre jeweilige Bilanz aufpolieren zu wollen. „Wir haben uns gegen Schalke viel Selbstvertrauen geholt“, glaubte 96-Stürmer Mike Hanke. Davon war selten was zu sehen. Immerhin, neben ihm standen zwei Neue, die debütieren durften und weitgehend solide wirkten. Als Flügelzange, rechts und links: Leon Andreasen – der allerdings in der 67. Minute die gelb-rote Karte sah – und Jacek Krzynowek, an dem auch Cottbus interessiert war.

Die erste halbe Stunde war besonders grausam. Zwar bemühten sich beide, aber es war sehr armselig, was dabei herauskam. Aus Sicht von 96 ein halbwegs gefährlicher Kopfball von Eggimann (26.) und ein Gewaltschuss von Hanke (33.). Die Lausitzer gingen mit ihrer ersten sehenswerten Kombination in Führung: Flanke Iliev, Kopfball Dimitar Rangelow – 1 : 0 (39.).

Kurz darauf ging Fahrenhorst im Strafraum dem durchgebrochenen Angelow in die Beine – aber ein Strafstoß blieb Hannover erspart, weil der Bulgare zuvor den Ball mit dem Unterarm gespielt haben soll – die Fernsehbilder aber deuteten auf eine Fehlentscheidung von Referee Gagelmann hin. Die Fans genossen diese kurzen, aufregenden Sequenzen inmitten des grauen Einerleis, das vor allem aus Sicht von 96 deprimierend wirkte. Die Cottbuser kamen immer mehr auf, ja sie dominierten nach ihrer Führung klar.

In der 70. Minute, kurz nach der Dezimierung, brachte sich Hannover selbst auf die Verliererstraße: Nach einem Ballverlust konterte Cottbus über Ziebig. Dessen Flanke setzte Jula noch an die Latte, den zweiten Kopfball von Rangelow erwischte Torwart Enke erst hinter der Linie. Stanislaw Angelow besorgte per Fernschuss das 3 : 0. Das 1 : 3 von Fahrenhorst nach einem Eckball (82.) war nur noch Ergebniskosmetik. MATTHIAS WOLF