Was ist ein „A“?

In der Stadtbibliothek Bremen-West lernen Vorschulkinder schon mal, wie Buchstaben funktionieren

Was für seltsame Zeichen sind das eigentlich, auf die die Erwachsenen starren, wenn sie „lesen“? Kinder sind Sinn-Sucher. Die Sache mit den Buchstaben verstehen die Vorschulkids vom Kindergarten „Löwenzahn“ aber schon etwas besser, seit sie am Projekt „Kinder entdecken die Welt der Schrift und Zeichen“ (KISZ) teilgenommen haben.

Die Aktion wurde vor einem Jahr vom Senatorium für Jugend und Soziales und der Stadtbibliothek ins Leben gerufen. Acht Kindergartengruppen aus Gröpelingen wurden eingeladen, regelmäßig „Literarische Ausflüge“ in die Bibliothek Bremen-West zu unternehmen. Begleitend erhielten sie eine „Entdeckerkiste“: Mit bunten Buchstaben zum Anfassen und Bilderbüchern zum Fühlen erfuhren die Kinder gleich mit mehreren Sinnen, was „Lesen“ bedeutet. Der Renner unter den Sprachspielzeugen aber war das „Schlauchtelefon“: Zwei Hörer aus Holz, die mit einem sieben Meter langen Schlauch verbunden sind. Mit der Kinderbibliothekarin Sita Backhaus unternahmen die Knirpse auch Straßenschilder-Such-Spaziergänge oder schrieben Briefe an das Maskottchen „Kissi“, die sie mit der echten Post an ihren Kindergarten schickten.

„Die Kinder sollen ohne Leistungsdruck entdecken, wie Schrift funktioniert“, erklärt die Jugend- und Sozialsenatorin Karin Röpke. Positiver Nebeneffekt: Über die Kinder erreicht man auch die Eltern und bringt ihnen wieder das Lesen nah. „Die haben teilweise nicht einmal gewusst, dass man in der Bibliothek kostenlos Kinderbücher bekommt“, erzählt Backhaus.

Die Initiatoren freuen sich über die durchweg positive Resonanz – gerade in Bremen-West, wo über die Hälfte der Kinder ausländischer Herkunft ist, sei die frühe Leseförderung wichtig. Im Herbst sollen Entdeckerkisten für zehn weitere Kindergruppen angeschafft werden.

Sibylle Schmidt