„Wir sind glücklich“

An der Hotelbar feiert die Liberia-Friedenskonferenz in Ghana den Beginn der Militärintervention in Monrovia

ACCRA taz ■ „Ich denke, die Ankunft der Truppen ist nur ein erster Schritt. So lange Charles Taylor weiter in Liberia ist, wird die Lage weiter angespannt bleiben“, sagt Nickey Jah. Die 25-jährige Studentin kam vor zwei Monaten nach Ghana, um vor den Kämpfen in Liberias Hauptstadt Monrovia zu fliehen. Jetzt ist sie froh, dass die Nigerianer da sind.

Die Teilnehmer der Liberia-Friedenskonferenz in Ghanas Hauptstadt Accra hörten von der Landung der ersten Friedenstruppen am Montag aus den BBC-Nachrichten. Erst als die Sendung „Focus on Africa“ ausführlich berichtete, schien es für alle offiziell zu sein. Alle standen an der Bar des Hotels, in dem die Konferenz stattfindet, am Swimmingpool und drängelten sich an der Theke voller Whiskey- und Rum-Flaschen. Von innen dröhnte aus dem voll aufgedrehten Radio die Stimme des liberianischen BBC-Journalisten Jonathan Paye-Layleh, der an Liberias internationalem Flughafen Robertsfield die aussteigenden Soldaten zählte.

Knapp 200 Nigerianer landeten am Montag, weitere erwartet man in den folgenden Tagen. Die Kommandeure der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) sagen, es werde Wochen dauern, bis die Truppe vollzählig ist. Trotzdem waren überall erleichterte Stimmen zu hören. Philip Wesseh, Geschäftsführer der liberianischen Zeitung The Inquirer, der an den Gesprächen in Accra teilnimmt, meint: „Ich denke, dass jetzt angesichts der Truppenstationierung alle Liberianer glücklich sind. Und alle hoffen, dass Ecowas alles versucht, so schnell wie möglich weitere Truppen zu landen. Aber schon jetzt ist die Freude und Erleichterung unverkennbar. In Monrovia tanzen Leute auf der Straße. Sie singen. Sie danken den Ecowas-Truppen, dass sie endlich gekommen sind. Die Lage war sehr verzweifelt und jeden Tag starben viele.“

Berichten aus Monrovia zufolge gab es gestern noch Schusswechsel zwischen Rebellen und Regierungstruppen. Die nigerianischen Friedenstruppen sicherten zunächst nur den internationalen Flughafen. Es wurde zwar von einer Patrouillenfahrt ins 50 Kilometer entfernte Monrovia berichtet. Aber erst in den kommenden Tagen wollen die Nigerianer in der Hauptstadt selbst erste Stellungen beziehen. Gestern warteten sie auf die Anlieferung gepanzerter Fahrzeuge. Es wird also noch dauern, bis die Friedenstruppen die gesamte Kontrolle über Monrovia übernehmen. Am UN-Sitz in New York begannen unterdessen Diskussionen über die ab Oktober geplante Blauhelmmission für Liberia, die nach UN-Vorstellungen ungefährt so groß sein soll wie die in Sierra Leone – mit 17.000 Soldaten die größte der Welt.

Einige Beobachter bleiben vorsichtig – zum Beispiel die Studentin Nickey Jah. „Die Rebellen wollen auch nur an die Macht“, meint sie. „Aber ich glaube, dass die anderen Parteien und Gruppen der Zivilgesellschaft und die Liberianer insgesamt ihnen das nicht geben werden.“ Journalist Philip Wesseh gibt sich optimistischer: „Die Rebellen haben versprochen, sich an die Abmachungen und Zugeständnisse an die Ecowas-Truppen zu halten. Ich sehe also keine kämpfende Friedensmission.“ HAKEEM JIMO