Waldbrände weiten sich aus

Hitzewelle und Feuer kosten weltweit weitere Todesopfer. Forscher halten die lange Phase stabil heißen Wetters für „außergewöhnlich“, sehen aber noch keinen sicheren Zusammenhang mit einer schnellen globalen Klimaveränderung

aus Berlin ADALBERT SINIAWSKI

Die Hitzewelle in Europa und Nordamerika hat weitere Waldbrände entfacht. In vielen betroffenen Regionen bleibt die Situation weiterhin angespannt. Frankreich und Deutschland erwarten Rekordtemperaturen von über 40 Grad.

In Portugal ist die Zahl der Todesopfer auf elf gestiegen, wie die Behörden in Lissabon gestern mitteilten. Am Montagabend kamen in der Nähe von Castelo Branco, 200 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, ein Mann und eine Frau offenbar in den Flammen um. Acht größere Brände wüten jetzt in der Region. Rund 3.400 Einsatzkräfte kämpfen gegen die Feuer. In einigen Teilen des Landes ist die Stromversorgung ausgefallen. Auch Telefonleitungen wurden durch die Brände beschädigt. Neben Portugal meldeten auch Spanien und Kroatien neue Brandherde.

In der kanadischen Provinz British Columbia gilt der Notstand. Rund 10.000 Menschen wurden aus den gefährdeten Gebieten evakuiert. In anderen Teilen des Landes konnten hingegen etwa 8.500 Personen in ihre Häuser zurückkehren. Meteorologen rechnen aber weiterhin mit trockenen und heißen Winden. Weitere Brände sind nicht ausgeschlossen. „Wir bereiten uns auf einen längeren Einsatz vor“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in der Stadt Kamloops, der sich die Flammen von Norden her in bis zu hundert Meter hohen Feuerwänden nähern.

Auch Deutschland ist von Waldbränden nicht verschont geblieben. In der Nähe des brandenburgischen Jüterbog standen 30 Hektar Wald in Flammen. Nach Angaben der Feuerwehr waren die Brände gestern Morgen allerdings „weitgehend gelöscht“. Die Feuer seien an mehreren Stellen ausgebrochen, Brandstiftung werde nicht ausgeschlossen. „Eine ehemalige Mülldeponie, die sehr stark munitionsverseucht ist, qualmt noch“, sagte Brandmeister Peter Dümichen.

Forscher sehen in der extremen globalen Trockenheit, die zu den Waldbränden führt, kein neues Phänomen. „Trockenphasen wie diese gab es schon immer“, sagte Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdamer Institut für Klimaforschung (PIK) der taz. Trotzdem sei die lang andauernde Hitzephase „außergewöhnlich“. „Gegenwärtig ist die Luftzirkulation in Europa ins Stocken geraten“, erklärte der Klimaforscher die Trockenzeit. Die so genannten Hochs, die für das heiße Wetter verantwortlich sind, seien sehr stabil.

Dass die weltweite Trockenheit Vorbote einer allgemeinen Klimaveränderung ist, bezweifelt der PIK-Experte: „Das Klima ist ein chaotisches System. Nichts lässt sich eindeutig vorhersagen.“ Als sicher gelte, dass die zunehmende Erwärmung der Erde durch Treibhausgase mit immer mehr extremen Wettererscheinungen verbunden sei. Das bedeutet: Sehr warme und kalte Zeiten sowie feuchte und trockene Perioden wechseln sich zunehmend und nicht vorhersehbar ab. In den letzten 50 Jahren habe sich die Zahl der Wetterextreme vervierfacht.

Meteorologen rechnen in Deutschland für die nächsten Tage mit weiteren Rekordtemperaturen. „Wir sind dicht dran, die 40-Grad-Marke zu überschreiten“, sagte Dorothea Paetzold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. „Das ganze Land ist aufgeheizt.“ Besorgnis erregend sei die Dauer der Trockenheit. Für die kommenden sechs Tage sagt der DWD wenig Wetteränderung in Europa voraus. Deshalb ist kaum mit einer Entspannung in den Waldbrandgebieten zu rechnen. „Es bleibt heiß und trocken. Nur vereinzelt sind kurze Gewitter möglich“, sagte Paetzold. Für die nächste Woche bestehe aber eine „gewisse Chance“ auf mehr Regen.