Tuareg verhandeln

Verhandlungen in Mali zur Freilassung von 14 entführten europäischen Touristen kommen nicht voran. Deutschland nutzt alte Tuareg-Kontakte

ALGIER/BERLIN afp/taz ■ In der Affäre um die noch 14 verschleppten europäischen Touristen in der Sahara verringern sich die Hoffnungen auf eine schnelle Lösung. Die Entführer in Mali lehnten nach einem gestrigen Bericht der algerischen Tageszeitung El Watan eine Forderung von Vermittlern ab, zunächst kranke und gebrechliche Geiseln freizulassen. Die Geiselnehmer seien misstrauisch, hieß es. Aus Vermittlerkreisen hieß es am Montag, der Ton bei den Verhandlungen werde zunehmend schärfer. Die Touristen seien in „kleine Gruppen“ eingeteilt worden, um einen Überraschungsangriff von Sicherheitskräften zu vereiteln. Die Geiselnehmer seien sehr vorsichtig geworden, seit sie vor algerischen Sicherheitskräften auf malischem Territorium gewarnt worden seien.

Die Geiseln waren vor einigen Wochen aus dem Süden Algeriens nach Mali gebracht worden. Aus der nordostmalischen Region Kidal sind sie unterschiedlichen Quellen zufolge inzwischen 500 Kilometer tiefer in die Sahara gebracht worden, in die Region um die nördliche Stadt Taoudenni, wo Malis frühere Militärdiktaturen Gefangene in Salzminen sich zu Tode schuften ließen.

Nach malischen Vermittlerangaben wird über insgesamt drei Kanäle mit den Geiselnehmern verhandelt: Berlin und Bamako stünden jeweils über eigene Gewährsleute mit den Geiselnehmern in Kontakt; parallel dazu seien selbst ernannte einheimische Vermittler aktiv, was allerdings eher störend wirke. Die Süddeutsche Zeitung berichtete gestern, die Bundesregierung habe den einstigen Tuareg-Führer Iyad Ag Agaly als Vermittler engagiert. Die Bundesregierung unterhält seit dem Ende von Aufständen des Nomadenvolkes der Tuareg gegen Malis Zentralregierung in den Neunzigerjahren gute Kontakte zu Tuareg-Führern und betreibt in Malis Norden ambitionierte Projekte zur Wiederaufbauhilfe und Dezentralisierung. Die Tuareg-Website www.kidal.info nannte zwei Vermittler namens Iyad und Ibrahim, die sich Samstag mit den Geiselnehmern getroffen hätten, allerdings ohne Ergebnis. D.J.