ausstellung
: Scharfe Erinnerung an Ruanda

Können Fotos die Schrecken des erst zehn Jahre zurückliegenden Völkermords in Ruanda sichtbar machen? Für alle, die sehen wollen, ja. Und wer sich abwenden will, so wie die „Weltgemeinschaft“ sich abgewandt hat, der wird das weiterhin können. Man braucht ja nicht hinzugehen. Und überhaupt: Wo ist Ruanda? Wer blickt da schon durch: Tutsi, Hutu, die Kirche, Belgien, die UNO. Wer nun aber doch sehen will, was damals im Dunkel gehalten wurde, muss diese Ausstellung in der Kölner laif-Photogalerie besuchen.

Nur wenig Zeit, aber sehr viel innere Gefasstheit sind nötig, mehr nicht. Die Fotos, die Guenay Ulutuncok im Laufe von zehn Jahren aufgenommen hat, zeigen die Ermordeten und die Täter, die weißen Gerippe und die Versehrten, die bunt gekleideten Überlebenden und die leeren oder verbrannten Stellen im Dorf. Und die überfüllten Gefängnisse. Messerscharfe Konturen. Blicke auch ins Weite, in den Himmel. Ganz nah dann die Narben im Gesicht, die von der Machete stammen, die nicht den Kopf abgetrennt hat, sondern nur die Nase oder die Wange zerschlug. Der Atem stockt manchmal. Der Kellerraum der Galerie ist ein Gewölbe, nackter Boden, ziegelsteinerne Wände. Man kann hier schnell wieder raus.

Beim Verlassen des Gewölbes sollte man das Buch „Ruanda –Zehn Jahre seit dem Genozid“ schon gekauft und unter dem Arm haben. Es enthält die Fotos, die übrigens nach Ende der Ausstellung in den Besitz des Genozidmuseums von Butare in Ruanda übergehen, und Texte, Reportagen, Analysen. Das Buch, im Kölner Schmidt von Schwind Verlag erschienen, kann natürlich mehr Wissen vermitteln, als eine Fotoausstellung das kann. Aber die Ausstellung selbst, deren hervorragende Bildqualität durch knappe Texttafeln ergänzt wird, brennt sich schneller ein, sogar augenblicklich. Heute zählt keine Ausrede mehr, diesen Genozid zu übergehen. Nach der Lektüre des Buches werden wir noch ein wenig besser wissen, warum. Albrecht Kieser

„Ruanda“: laif-Photogalerie Köln, Merowingerstraße 5-7, noch bis 17. Juli, täglich von 15 bis 17 Uhr; Heorg Brunold, Andrea König und Guenay Ulutuncok (Hrsg.): „Ruanda – Zehn Jahre seit dem Genozid. Reportagen und Analysen“, Schmidt von Schwind Verlag Köln, 25 Euro, ISBN 3-932050-24-X