Eine starke Kämpferin gibt auf

Ursula Caberta, Leiterin der bundesweit einzigartigen Hamburger Arbeitsgruppe Scientology, räumt nach 16 Jahren erfolgreichen Kampfs das Feld. Der mutmaßliche Grund: zu wenig Unterstützung seitens der Innenbehörde

Dass sie eher vor internen Querelen einknicken würde als vor dem äußeren Feind, überrascht: Seit 1992 hat Ursula Caberta als Leiterin der Arbeitsgruppe Scientology in der Hamburger Innenbehörde gekämpft, hat Prozesse durchgestanden, Aussteigern Zuflucht geboten und das „Schwarzbuch Scientology“ ediert. Sie ist Politikern und Fernsehzuschauern bekannt und hat stets gesagt, dass man für diesen Job starke Nerven haben muss.

Und jetzt das: Nach 16 Jahren wirft sie den Job hin, wie die Hamburger Innenbehörde am Montag bestätigte. Details gaben weder die Behörde noch Caberta preis. Es wurde aber gemunkelt, dass sie sich nicht unterstützt fühlt, weil zwei ihrer fünf Planstellen unbesetzt sind. Zu wenig, um den Aufgaben der bundesweit einmaligen Arbeitsgruppe nachzukommen.

Das klingt plausibel, wenn man bedenkt, dass Caberta die Scientologen, die sie stets als Konzern und nie als Sekte bezeichnete, an vielen Fronten bekämpfen musste: So hatte sie etwa der 14-jährigen Stieftochter einer Berliner Scientology-Zentrumsleiterin zum Ausstieg verholfen. Über 100 juristische Auseinandersetzungen stand die ehemalige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete durch. Zudem hat sie immer wieder das Verbot der Scientologen gefordert, die „die politische und wirtschaftliche Macht an sich reißen“ wollten.

Scientology zeige, so Caberta, „eine neue Form des politischen Extremismus“, sei antidemokratisch und fordere eine „totalitäre Gesellschaft aus gefügigen Anhängern“. Nicht erstaunlich also, dass Caberta für Scientology zum wichtigsten Feind wurde. Beeindruckt hat sie das nicht. „Man kann sich nie in Sicherheit wiegen“, sagte sie vielmehr nach jedem Teilerfolg und warnte in letzter Zeit intensiv vor der Gefahr, die von scheinbar harmlosen scientologischen Fortbildungsangeboten für Manager ausgehe. Doch die intime Kennerin auch der psychologischen Kniffe des Konzerns wusste Rat: Eine von Caberta entwickelte „Technologieerklärung“ muss inzwischen jeder Seminaranbieter unterschreiben. Darin distanziert er sich von Scientology-Gründer L.Ron Hubbard. „Eine Todsünde für einen Scientologen“, sagt Caberta. Und ein Mittel, das funktioniert: In Europa sei es für Scientology deutlich schwerer geworden, Mitglieder anzuwerben, weil die Öffentlichkeit so gut informiert sei, sagen Insider. Das ist größtenteils Cabertas Verdienst. Einen genauso hartnäckigen wie mutigen Nachfolger zu finden, wird schwer.

PETRA SCHELLEN