Vogueing My Wall

Kennenlernen im E-Werk

Sie haben Fächer auf den Köpfen drapiert, es sieht ein bisschen aus wie ein zum Imponieren ausgebreitetes Pfauenfederkleid. Jede Falte der Uniform sitzt. Reinweiße Gamaschen über blitzblanken Stiefeln, die jeweils in der Choreografie des Ausfall-, Marsch- und Stechschritts wie Steppschuhe klacken. Hier in Schwarz, dort in Khakibraun, mit Kordeln und Schärpen übertrumpft ein Schritt den anderen.

Der Schauplatz ist nicht Berlin, sondern Wagah, der einzige Grenzübergang zwischen Pakistan und Indien auf eintausend Kilometern. Täglich findet hier ein fast Vogueing-artiges Battle zwischen den Grenzpatrouillen statt. Auf beiden Seiten versammeln sich Tausende zur rituellen Grenzschließung. Irgendwo zwischen Super-Bowl-Parade und patriotischem Varieté füllen sich Tribünen wie im Fußballstadion.

„Wagah“ heißt der Kurzfilm, den der indische Regisseur Supriyo Sen und sein pakistanischer Kollege Najaf Bilgrami zusammen gedreht haben. Persönlich treffen sie sich auf der Berlinale zum ersten Mal – am Sonntagabend, bei der Preisverleihung des Berlin Today Award 2009 zum Thema „My Wall“. Jurymitglied Wim Wenders lobt „Wagah“ als „überzeugendes Manifest gegen jede Mauer, die Menschen voneinander trennt“. Man reicht sich höflich die Hand und schreitet zum „Dine & Shine Media Networking Dinner“ im E-Werk. Vorher gab es nur einen E-Mail-Kontakt: „Art should cross borders, we crossed borders by media!“ BETTINA ALLAMODA