SÜDAFRIKAS REGIERUNG MUSS ENDLICH POSITION GEGEN AIDS BEZIEHEN
: Leugnen hilft nicht

Während sich die Regierungen einiger afrikanischer Länder der Aids-Epidemie klar zugewandt haben, will die politische Führung Südafrikas die Dramatik der Krankheit nicht wahrhaben. Die afrikanischen Nachbarn sind ärmer und von ausländischen Finanzen abhängig. Dennoch: Aidsprogramme mit Vergabe von Anti-Aids-Medikamenten werden erfolgreich umgesetzt. Südafrika hat zwar vom Apartheidregime ein nichtfunktionierendes Gesundheitssystem geerbt; und ein flächendeckendes Trainingsprogramm für Personal mit Überwachung des Behandlungsprozesses von fünf Millionen HIV-Infizierten ist eine enorme Herausforderung. Aber Gelder und Möglichkeiten für ein umfassendes landesweites Programm sind vorhanden. Doch eine Gesundheitsministerin wie Tshabalala-Msimangdie, die als Mittel gegen Aids eine bessere Ernährung propagiert, ist nutzlos.

Die Epidemie Aids greift in Südafrika immer heftiger um sich – doch das bewegt die stoische Regierung nicht, eine klare Botschaft an die Bevölkerung zu senden, dass sie ernsthaft und mit gebotener Eile der Krise entgegensteuert. Stattdessen werden infrastrukturelle Mängel und hohe Kosten vorgeschoben. Selbst innerhalb der Regierungspartei werden Rufe nach einer konkreten und damit erfolgreichen Aidspolitik lauter – sie werden jedoch von oben unterdrückt. Die Situation ist also festgefahren. Aidsaktivisten alleine können – auch wenn sie von der Gesellschaft unterstützt werden – nicht in kurzer Zeit die nötige politische Kehrtwendung bewirken und die Regierung zum Handeln animieren.

Auf der Konferenz in Durban ist klar geworden, dass die Willigen in diesem Prozess stärker von außen unterstützt werden müssen, durch internationale Vernetzung: Wissenschaftler, gesellschaftliche Gruppen und Politiker, die eine klare Haltung im Kampf gegen Aids haben, könnten mehr Druck auf Südafrikas Regierung ausüben und ein Gegengewicht zu denjenigen bilden, die die Krankheit weiter verharmlosen. Nur so kann sich innerhalb der Regierungspartei ein klarer politischer Wille für Maßnahmen gegen Aids entwickeln – auch gegen einen Präsidenten, der nicht öffentlich Position beziehen will. MARTINA SCHWIKOWSKI