Auen und Moore statt begradigter Ufer

BUND fordert von Regierung klare Absage an den Elbausbau. Trotz Investitionen weniger Güterschiffe

BERLIN taz ■ Manfred Stolpe ist derzeit um seinen Job nicht zu beneiden. Für seine Lkw-Maut erntete der Bundesverkehrsminister (SPD) Kritik von allen Seiten. Jetzt wirft ihm der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) ein Jahr nach der Elbeflut vor, den Hochwasserschutz zu vernachlässigen. „Stolpe hat es versäumt, dem weiteren Ausbau der Elbe und der Planung des wirtschaftlich sinnlosen Saale-Seitenkanals eine klare Absage zu erteilen“, sagte Elbe-Experte Ernst Paul Dörfler gestern in Berlin. Dort stellte die Umweltorganisation ihren „Bericht zur Lage der Elbe“ vor.

Das Verkehrsministerium sieht für die Vorwürfe keinen Grund. Ministeriumssprecher Felix Stenschke verweist auf den Koalitionsbeschluss. Demzufolge werde es keinen weiteren Elbausbau geben. Die Wasserstraße müsse aber regelmäßig gepflegt werden. Der BUND fordert dagegen eine „neue Flusspolitik“ und „ökologischen Hochwasserschutz“, zu dem natürliche Wasserspeicher wie Auen, Moore und Wälder gehören. Diese Flächen wirkten wie Schwämme, die Wasser aufsaugen und in Trockenperioden Wasser abgeben könnten. BUND-Wasserexperte Sebastian Schönauer sagte, die derzeitige Dürre richte vergleichbar große Schäden an wie das Hochwasser vor einem Jahr.

Der BUND befürchtet, dass Stolpes Verwaltung den Baustopp an der Elbe unterläuft. „Allein die Planungen für den Saale-Seitenkanal kosten acht Millionen Euro“, so Dörfler. Dabei bedeute das Projekt nicht nur einen weiteren Eingriff in die Natur, sondern sei wirtschaftlicher Unfug: Obwohl in den vergangenen zehn Jahren rund 100 Millionen Euro an der Elbe verbaut wurden, habe sich die auf dem Fluss transportierte Gütermenge seit 1990 halbiert. „Die Rede von der Elbe als wichtige europäische Wasserstraße ist eine Lüge“, sagte Schönauer. „Nicht der Wasserstraße Elbe gehört die Zukunft, sondern dem Tourismus.“

BERND MIKOSCH