CHRONOLOGIE DER FLÜCHTLINGSODYSSEE AN BORD DER „CAP ANAMUR“

21. Juni: Mitten auf See, zwischen Libyen und Lampedusa, entdeckt die Besatzung der „Cap Anamur“ ein überfülltes Schlauchboot, das mit Motorschaden hilflos auf den Wellen dümpelt. Um 18.45 Uhr ist es gelungen, die 37 Schiffbrüchigen an Bord zu bringen.

29. Juni: Die „Cap Anamur“ nimmt Kurs auf Italien. Derweil sind die 37 Männer aus Afrika im Laderaum des Schiffs untergebracht und werden versorgt.

1. Juli: Zunächst erhält die „Cap Anamur“ die Erlaubnis, in Empedocle im Süden Siziliens einzulaufen. Doch überraschend zieht das Hauptquartier der Kriegsmarine die Genehmigung zurück.

3. Juli: Die „Cap Anamur“ dümpelt außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer vor Empedocle. Doch die militärischen Drohgebärden dauern an: Drei Schiffe der Küstenwache, ein Polizeikreuzer, ein Schnellboot und ein Hubschrauber der Guardia Finanza sowie zwei Marinefregatten umkreisen das deutsche Schiff.

4. Juli: Die „Cap Anamur“ setzt ein „SOS“ an die internationale Gemeinschaft ab und fordert die Europäer zur Solidarität auf.

9. Juli: Im Parlament in Rom hat sich zwar erstmals ein Minister dafür ausgesprochen, „eine humanitäre Lösung in einem besonderen Fall“ zuzulassen, aber die Regierungen in Rom und Berlin bleiben hart: Das deutsche Schiff möge doch nach Malta fahren und dort ein Asylverfahren anstrengen.

11. Juli: Nach dreiwöchigem Gezerre dürfen die 37 Flüchtlinge doch in Sizilien an Land. Zuvor hatte sich die Lage zugespitzt: Kapitän Stefan Schmidt setzte einen Notruf ab, wonach die Lage an Bord außer Kontrolle zu geraten drohte: Die Sudanesen wollten sich über Bord stürzen.