Irak: Todesurteil noch vor Todesstrafe

Richter in Kerbela verhängt Strafe noch vor ihrer Wiedereinführung. Philippinen wollen ihre Wiederaufbautruppe trotz Drohungen gegen eine Geisel im Irak lassen

KERBELA/MANILA afp/rtr ■ Noch vor der offiziellen Wiedereinführung der Todesstrafe in Irak hat ein Richter in Kerbela drei Angeklagte zum Tode verurteilt. Richter Saleh Schibani begründete dies mit der besonderen Schwere der Taten: Massenmord sowie Vergewaltigung mit anschließendem Mord. „Das ist angesichts der Lage im Land und der Ausbreitung bewaffneter Banden ein mutiges Urteil.“

Dem Polizeichef zufolge gestand ein 25-Jähriger, seinen Vater, seine Schwiegermutter und vier Brüder wegen Geldstreitigkeiten mit Schaufel und Hacke getötet zu haben. Ein Neffe wurde wegen Komplizenschaft im selben Fall verurteilt. Der dritte Verurteilte ist ein Vater, der seine 16-jährige Tochter vergewaltigte und sie umbrachte, weil sie schwanger wurde.

Die Regierung der Philippinen will trotz Drohungen irakischer Extremisten ihre Truppen nicht vorzeitig aus dem Irak abziehen. Das teilte das philippinische Außenministerium gestern mit. Eine Extremistengruppe hatte damit gedroht, einen 46-jährigen philippinischen Lkw-Fahrer zu enthaupten, sollten die Philippinen ihre 51-köpfige Wiederaufbautruppe nicht bis zum 20. Juli aus dem Irak abziehen.

Auch das Schicksal von drei weiteren Geiseln, einem Ägypter und zwei Bulgaren, ist unklar. Die beiden Bulgaren waren Donnerstag von der Gruppe Tawid entführt worden. Die Extremisten hatten in einem Video mit dem Tod der Geiseln gedroht, falls nicht binnen 24 Stunden Iraker aus US-Haft freikämen.