berliner szenen Glück im Friedrichshain

Breit am Volkspark

Das Wetter belohnte den Willen zur Schönheit. Es war Sonntagmittag und die Sonne schien in die Gesichter all derer, die es immer noch wissen wollten und beim Fritz-Love-Radio vor dem Café Schönbrunn im Volkspark Friedrichshain zu den Sets der DJs tanzten, die sich im Stundenrhythmus abwechselten. Ein versprengtes Hooligan-Grüppchen strahlte subtile Gewalttätigkeit aus, hier und dort hielt man sich gegenseitig Sicherheitsschlüsselspitzen mit weißen Pülverchen unter die Nase und Eltern machten ratlose Gesichter, wenn ihre Kinder erklärt haben wollten, was da eigentlich vor sich geht.

Sogar die Polizisten, die von ihrer Wache abgeordnet worden waren, um Auto fahrende Raver davon abzuhalten, den Verkehr zu gefährden, strahlten glückliche Bräsigkeit aus. Da standen sie Am Friedrichshain kurz vor der Ecke zur Greifswalder Straße, hatten ihre Sonnenbrillen auf, posten mit der Roten Kelle herum und lachten über sich selbst. Ab und an winkten sie tatsächlich ein Auto an den Straßenrand, erstaunlicherweise immer eines mit einem Familienvater hinterm Lenkrad, der dann seinen Führerschein und sein Warndreieck zeigen musste. Dabei wurden natürlich nie irgendwelche illegalen Aktivitäten aufgedeckt, weshalb auch kein Auto länger als ein paar Minuten aufgehalten wurde. Einmal winkte ein Polizist ein Auto heraus, hielt die Kelle zum Vorderfenster hinein, grinste die Fahrerin an, sagte, „rote Kelle heißt anhalten“, um ihr sofort danach mit einem generösen Handzeichen anzuzeigen, dass sie weiterfahren könne. Rasch fuhr sie zurück auf die Straße – zu all den mit Ravern vollgepackten Wagen mit dreibuchstabigen Kennzeichen, die regelmäßig durchgewunken wurden. TOBIAS RAPP