„Biobetriebe können sehr profitabel sein“

BUND-Vize Andreas Jarfe fordert den Verkauf der Stadtgüter an Ökobauern. Auch die könnten Gewinn bringend wirtschaften. Allerdings sei der Berliner Markt im Moment gesättigt. Die Verbraucher haben genug Bio im Kühlschrank

taz: Herr Jarfe, der Senat will bei dem geplanten Verkauf darauf verzichten, eine ökologische Bewirtschaftung vorzuschreiben. Was halten Sie davon?

Andreas Jarfe: Gar nichts. Offenbar lässt sich aber das hehre Ziel, dass alle berlineigenen Landwirtschaftsbetriebe ökologisch arbeiten, nicht durchsetzen. Wir würden dies aber für einen großen Teil der Stadtgüter, mindestens die Hälfte, begrüßen. Um das zu erreichen, müsste man in der Ausschreibung darauf verzichten, frei zwischen Ökolandbau und konventionellem Landbau wählen zu lassen.

Für den Berliner Haushalt könnte aber ein Nicht-Öko-Verkauf mehr Geld einbringen.

Dem Berliner Steuerzahler kommt es mit Sicherheit zu Gute, wenn die Stadtgüter nicht mehr im Landeseigentum sind. Auch Biobetriebe können sehr profitabel wirtschaften.

Können die einen marktüblichen Kaufpreis bezahlen?

Prinzipiell ja. Aber konventionelle Betriebe haben mitunter den Vorteil, dass Industrieunternehmen hinter ihnen stehen, die die Vorfinanzierung übernehmen. Das gibt es beim Ökolandbau kaum. Problematisch bei den Stadtgütern sind vor allem die Stallungen, die sich in einem katastrophalen Zustand befinden. Für Investoren ist das sicherlich wenig lukrativ.

Gibt es weitere Probleme?

Ein Teil der Flächen, die in der märkischen Sandbüchse liegen, sind ausgesprochen schwache Produktionsstandorte. Zudem gibt es auf dem Markt im Moment ausreichend Landwirtschaftsflächen. Wer Kapital hat, kauft hochwertige Standorte. Allerdings bieten die sandigen Flächen Chancen für den Ökolandbau, sich zu spezialisieren.

Für wen sind Sandböden interessant?

Auch Ökobauern bevorzugen hochproduktive Standorte. Aber sie haben eine größere Vielfalt im Angebot, produzieren häufig auch Gemüse, das auf kurzem Weg zum Verbraucher kommt. Einige Gemüsesorten – etwa Spargel oder Kartoffeln – profitieren von sandigen Böden.

Die Stadtgüter befinden sich in der Nähe Berlins. Wirkt sich dies positiv auf die Vermarktung von Ökoprodukten aus?

Ja und nein. Im Moment ist der Markt in Berlin gesättigt, weil die Konsumenten keinen weiteren Bedarf an Bioprodukten haben. Das bedauern wir. Der Senat könnte aber eingreifen und Koppelgeschäfte veranlassen. Landeseigene Kantinen könnten den Erzeugern auf den Stadtgütern gewisse Abnahmemengen garantieren.

Sollen die Stadtgüter Kern einer gentechnikfreien Zone sein?

Auf jeden Fall. Das Sicherste wäre, wenn die Güter an Biobauern vergeben werden. Einem konventionellen Anbauer kann man nicht vorschreiben, wie er wirtschaftet. Es sei denn, das Land wird verpachtet und nicht verkauft.INTERVIEW: RICHARD ROTHER