„SCHIFFBRÜCHIGE!“

Elias Bierdel, der Präsident der Hilfsorganisation Cap Anamur, hat die Boatpeople drei Wochen auf dem Flüchtlingsschiff begleitet.

taz: Glückwunsch, Herr Bierdel, die Flüchtlinge sind an Land. Wie geht es den Leuten? Sie sind mit einem Bus in eine anständige Unterkunft gebracht worden. Wir haben die Zusage von italienischen Behörden, dass sie nicht in einem Abschiebeknast landen. Manch einer hat beim Abschied geweint. Was passiert weiter mit den Flüchtlingen? Das kann ich nicht genau sagen. Es gibt zahlreiche Gruppierungen bis hin zum Vatikan, die uns weiter unterstützen. In diesem Augenblick will ich mich einfach nur freuen dürfen. Vor allem darüber, dass über alle Parteigrenzen hinweg nicht akzeptiert wird, dass im Namen der Festung Europa ungezählte Menschen ertrinken müssen. Das Schicksal der Flüchtlinge ist also noch ungewiss?Ich bin mir nicht sicher, ob das Flüchtlinge sind. Für mich waren das Schiffbrüchige. Nach internationalem Seerecht ist jedes Schiff verpflichtet, Schiffbrüchige zu retten. Wir werden das auch weiterhin tun …… und den „gefährlichen Präzendenzfall“ weiter nutzen, von dem Innenminister Schily gesprochen hat? Dieser Satz regt mich wahnsinnig auf. Gefährlicher Präzedenzfall, was soll das heißen? Es handelt sich hier um Menschen in Lebensgefahr. Sie haben nun ein Problem mit der italienischen Polizei? Dass wir vernommen werden, müssen wir akzeptieren. Der ganze Fall ist ja auch verwirrend. Jetzt müssen wir mit den Behörden probieren, das Ganze wieder auf eine sachliche Basis zu bringen. INTERVIEW: S. VANGEROW