Tarif-Solidarität

DaimlerChrysler: Bremer Betriebsrat will sich nicht gegen Sindelfinger Kollegen ausspielen lassen

Bremen taz ■ Die DaimlerChrysler-Beschäftigten in Bremen wollen am Donnerstag zeitgleich mit den Arbeitnehmern an den anderen Auto-Standorten des Konzerns gegen dessen Tarifpolitik protestieren. „Klar sind wir dabei“, sagte Uwe Werner, stellvertretender Vorsitzender des Bremer Betriebsrats, am Rande von Lohnkosten-Verhandlungen mit der Konzernspitze.

Am Montag hatte DaimlerChrysler-Chef Jürgen Hubbert angekündigt, die Produktion der neuen C-Klasse von Sindelfingen nach Bremen und Südafrika zu verlagern, falls bundesweit nicht jährlich 500 Millionen Euro Personalkosten gespart würden. Um konkurrenzfähig zu sein, müssten die Arbeiter in Sindelfingen auf baden-württembergische Tarif-Extras wie stündliche 5-Minuten-Pausen und Spätschichtzulagen ab 12 Uhr mittags verzichten. Werner sagte dazu: „Die Bremer lassen sich nicht gegen andere Standorte ausspielen.“ Schon seit den 50er Jahren habe man im Tarifbereich Küste aufgrund der regionalen Wirtschaftslage schlechtere Tarifabschlüsse als im Südwesten hinnehmen müssen. Grundsätzlich seien die Sindelfinger Tarif-Extras aber berechtigt.

In den laufenden Verhandlungen liegt das Angebot des Gesamtbetriebsrats bei 180 Millionen Euro Personalkosten-Einsparung durch einen Verzicht auf eine vereinbarte Lohnerhöhung. Mit ihrer Unterstützung dieser Position können die Bremer Personalvertreter wenig falsch machen: Gibt es keine Einigung, profitiert immerhin die Produktion in Bremen. Werner will sich aber auf solche Kalkulationen nicht einlassen: „Heute droht die Konzernleitung Sindelfingen mit Bremen, morgen drohen sie uns mit Manila.“

Von einem weiteren Plan des DaimlerChrysler-Vorstands ist das Bremer Werk ohnehin genauso betroffen wie andere Standorte. Bei der anstehenden Umstellung auf den „Entgeltrahmentarifvertrag“ (ERA) will das Unternehmen die Einstufung von Tätigkeiten ändern und dabei 500 Millionen Euro sparen. Einzelne Arbeiter, so der Betriebsrat, könnten dann monatlich bis zu 700 Euro weniger verdienen. ado