Nur Rassismus benötigt „Rasse“

betr.: „Diskriminieren verboten“ (Die Bundesregierung will mit Gesetzespaket Benachteiligungen aufgrund von Rasse, ethnischer Herkunft …), taz vom 8. 7. 04

Nun steht es auch im Titel der taz: Und es gibt doch menschliche Rassen! Ungeachtet nicht nur der bekannten politischen und ethischen Diskussion des Begriffs, die übrigens europaweit mit großen Übereinstimmungen geführt wird; ungeachtet der naturwissenschaftlichen Beiträge bekannter Genetiker wie z. B. Luigi Cavalli-Sforza, die deutlich machen, dass es keine menschlichen Rassen gibt; ungeachtet des Wissens also um die Falschheit des Begriffs unter welchem Aspekt auch immer – die an den EU-Richtlinien orientierte Gesetzgebung hält daran fest. Zwar gibt es einen Abschnitt in der „EU-Richtlinie 222/43/EG DES RATES“, in denen Theorien zurückgewiesen werden, die die Existenz von „Rassen“ belegen. Doch warum muss man dann immer weiter durch Sprache ein „Rasse“-Bewusstsein formen?

Genau das passiert nämlich: So gut wie alle übernehmen ohne Irritation die neue alte Sprachregelung. Zahlreiche (gute!) Fachveröffentlichungen wiederholen in ihrer Diskussion des zukünftigen Antidiskriminierungsgesetzes Dutzende Male das Wort „Rasse“ und hämmern es ins Bewusstsein. Auch Zeitungen und Zeitschriften übernehmen den Duktus. Ein Gesetzestext, der über Jahre oder Jahrzehnte gültig sein wird, hat auch eine Vorbildfunktion. Und wenn sogar dort ganz selbstverständlich von menschlichen „Rassen“ gesprochen wird – kann es eine bessere Legitimation für Rassismus geben? Denn ausschließlich dieser benötigt den Begriff „Rasse“ und hat ihn kreiert. CHRISTINE TUSCHINSKY, Xenos-Projekt „Diversity

als Strategie gegen Fremdenfeindlichkeit“, Hamburg