Pro 45 Minuten

Eine Halbzeit Fußball gespielt, die andere übers Wetter geredet: Der HSV spielt in Bochum 1:1

Bochum taz ■ Fußball kann auch bei über 40 Grad schön sein – man darf es nur nicht übertreiben. Im glühenden Ruhrstadion einigten sich Bochum und der HSV schließlich auf das 1:1 aus der ersten Hälfte, die zweite hätte auch ausfallen können. Vielleicht wird die zunächst muntere, nach der Pause arg zähe Partie ja zum Paten für eine weitere Reformidee gegen Hitzespiele: Pro 45 Minuten! Eine Halbzeit reicht.

Auch sonst war es ein Nachmittag der Freundlichkeiten: Es gab Mineralwasser zum Selbstkostenpreis und mobile Duschen. Vorm Anpfiff vermählte sich eine Bochumerin ausgerechnet mit einem HSV-Fan, der nach Shakehands mit den rotbehosten Profis sein Glück kaum fassen konnte.

Noch seliger wird der Bräutigam die ersten 30 Spielminuten verfolgt haben. Im Mittelfeld dominierten Beinlich, Maltritz und vor allem Barbarez, der statt des schwächelnden Cardoso das Angriffsspiel organisierte. Der Ex-Bochumer Mahdavikia blamierte Gegenspieler Bönig nach Belieben: Mit einem Heber traf er den Innenpfosten, später schoss er knapp vorbei. Schließlich lupfte Takahara ein Zuspiel von Maltritz ins Tor (19.).

Bochums „Leidenszeit“, wie sie VfL-Trainer Neururer nannte, dauerte eine halbe Stunde. Dann habe man eine „kleine Änderung“ vorgenommen. Die kleine Änderung, eine Oliseh Ecke in der 31. Minute, prallte auf das Knie von Mittelstürmer Madsen und von dort ins Tor. Trotzdem wollte Neururer nicht vom Zufall sprechen: Exakt so habe man das am Morgen geplant, freute sich der einstige Mathelehrer.

Ganz so einfach machte es sich HSV-Coach Kurt Jara nicht, sie hätten in Bochum zwei Punkte „liegen gelassen“. Nach Bochums Ausgleich riss beim Strippenzieher Barbarez der Faden, in der müden zweiten Halbzeit diskutierte er lieber rege mit Schiedsrichter Lutz Wagner. Worüber? „Übers Wetter“, scherzte der Bosnier. Trainer Jara war die Laune verhagelt. Auch im zweiten Spiel gelang dem Ligapokalsieger kein Sieg. Jetzt gelte es in Wolfsburg zu punkten, wiederum ein Auswärtsspiel, wiederum Hitze.

Hamburgs verblassender Sorgenstürmer Romeo muss sich dafür gleich doppelt warm anziehen: Seit er zum Nationalspieler wurde, sei er „verkrampft“, meint Jara. Für den Argentinier stehe deshalb ein Einzelgespräch auf dem Wochenplan. Christoph Schurian