Manila zieht Soldaten aus Irak ab

Während die philippinische Regierung zur Rettung einer Geisel nachgibt, bleibt Sofia nach dem Mord an einem bulgarischen Lastwagenfahrer hart. Autobombe in Bagdad

MANILA/SOFIA/BAGDAD ap/afp Die philippinische Regierung hat sich dem innenpolitischen Druck gebeugt und zur Rettung eines entführten Landsmannes mit dem Abzug seiner Truppen aus Irak begonnen. Während dieser Schritt in der Bevölkerung und besonders von der Familie des verschleppten achtfachen Vaters begrüßt und bejubelt wurde, äußerten andere Regierungen deutliche Kritik.

Die Regierung unter Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo war am Dienstag mit Ablauf des von den Geiselnehmern gesetzten Ultimatums innenpolitisch immer stärker unter Druck geraten, zumal wenige Stunden zuvor eine bulgarische Geisel in Irak getötet worden war. Auch die Entführer von Angelo de la Cruz drohten damit, ihren Gefangenen umzubringen, falls die philippinischen Truppen nicht abgezogen würden. Am Mittwoch erklärte die Regierung in Manila dann, der Truppenabzug sei eingeleitet, die Zahl der Soldaten von 51 auf 43 verringert worden.

Der philippinische Sondergesandte für den Nahen Osten, Roy Cimatu, sagte, die Geisel sei Berichten zufolge „am Leben und wohlauf“. „Es besteht keine Gefahr mehr, dass Angelo de la Cruz hingerichtet wird“, sagte er dem Sender ABS-CBN in Bagdad.

Aus den USA lag zunächst keine Reaktion vor. Außenamtssprecher Richard Boucher hatte am Dienstag erklärt, ein Abzug wäre „das falsche Signal“ an die Geiselnehmer. Deutlicher wurde der australische Außenminister Alexander Downer, der sagte, alle Länder der Koalition in Irak müssten für diese Entscheidung nun „den Preis bezahlen“. Der Abzug gilt als weiterer Schlag für die von den Vereinigten Staaten geführte Kriegskoalition. Die philippinische Regierung hatte anfangs in Einklang mit der aus Washington vorgegebenen Linie die Forderungen der Entführer abgelehnt.

Bei dem am Dienstag getöteten Bulgaren handelt es sich um einen Lkw-Fahrer, der Ende Juni zusammen mit einem Kollegen im Norden Iraks überfallen und verschleppt worden war. Ein dem arabischen Sender al-Dschasira vorliegender, aber nicht ausgestrahlter Videofilm zeigt die Ermordung des 30-jährigen Georgi Lassow. Der in einen orangefarbenen Anzug gesteckte Mann musste vor drei schwarz maskierten Männern niederknien. Wie er getötet wurde, teilte al-Dschasira nicht mit. Die Extremisten der Organisation Tawhid und Dschihad drohten damit, auch den zweiten bulgarischen Fernfahrer innerhalb von 24 Stunden zu töten, falls die USA nicht alle irakischen Häftlinge freilassen.

Die Regierung in Sofia hält jedoch an ihrem Einsatz im Irak fest. Derzeit sind 470 Soldaten unter polnischem Kommando in Irak stationiert. Sie sind für die Sicherheit in der schiitischen Stadt Kerbela südlich von Bagdad verantwortlich.

Wie al-Dschasira weiter mitteilte, ist auch ein Ägypter in den Händen von Entführern. Diese drohen damit, ihre Geisel binnen 72 Stunden hinzurichten, falls sein Arbeitgeber, eine saudische Firma, nicht aus dem Irak abzieht.

In Bagdad kamen gestern bei einem Autobombenanschlag mindestens elf Menschen ums Leben, etwa vierzig weitere wurden verletzt. Der Anschlag ereignete sich in der Nähe des als „Grüne Zone“ bekannten Gebietes, in dem sich Gebäude der Übergangsregierung sowie die Botschaften der USA und Großbritanniens befinden. Ein Polizeisprecher sagte, ein mit 450 Kilogramm Sprengstoff beladener Wagen sei an einem Kontrollposten vor einem Parkplatz detoniert, bevor er durchsucht werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich eine Gruppe von Arbeitsuchenden am Ort des Geschehens.

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