Waffenstillstand fragil

Plünderer räumen in Liberia Lebensmittellager aus. Rebellen wollen Kontrolle über Hafen nicht hergeben

MONROVIA afp ■ In der von Hungersnot bedrohten liberianischen Hauptstadt Monrovia haben Plünderer Nahrungsmittellager internationaler Hilfsorganisationen leer geräumt. Die am Hafen gelegenen Lagerhäuser mit Lieferungen von EU, UN-Welternährungsprogramm (WFP) und anderen Gruppen sind systematisch geplündert worden. Allein in Monrovia hungern derzeit 250.000 Menschen. Erstmals ließ die größte liberianische Rebellengruppe Lurd einen Trupp der westafrikanischen Friedensmission Ecomil sowie US-Soldaten auf das Hafengelände. Der Hafen ist ein wichtiges Nadelöhr für Hilfslieferungen an die Not leidende Bevölkerung. Im Hafenbecken trieben drei Leichen, den Rebellen zufolge erschossene Plünderer. Reste gestohlener Lebensmittel lagen herum. Aus Sicherheitsgründen bestanden die Ecomil und die USA bislang darauf, ihn unter Kontrolle ausländischer Truppen zu stellen, um Hilfslieferungen in großem Maßstab zu ermöglichen. Die Rebellen wollen ihn erst nach dem Rücktritt von Präsident Charles Taylor verlassen. Dieser hat für Montag angekündigt, zurückzutreten und die Macht an seinen Vize Moses Blah zu übergeben. Die Lurd akzeptiert Blah jedoch nicht und will einen neutralen Zivilisten an der Staatsspitze. Trotz dieser Schwierigkeiten werde aber auch jetzt Hilfskräften der Zugang zum Hafen nicht verwehrt, erklärte Lurd-Chef Sékou Fofana. Seit fünf Tagen sind Ecomil-Soldaten in Monrovia stationiert. In der Hauptstadt ist derzeit ein Waffenstillstand in Kraft, der auch eingehalten wird.