was macht eigentlich... … Gregor Gysi?

Zustände haben (1)

„Ich bin verwirrt. Heute morgen fast verschlafen. Beinahe die große Premiere verpasst. Ich, Gregor Gysi, im Radio. Spot für mein neues Buch. „Was nun? Über Deutschlands Zustand und meinen eigenen“. Großer Titel. Große Stimme. Hörerpost überschlägt sich. Das beste an der Aktion: hat keine Arbeit gemacht.

Was man vom Buch nicht behaupten kann. Ein – mit Verlaub – Feuerwerk von Analyse. Besonders die Passage über strukturelle Funktionsmechanismen von Medien an der Schnittstelle zur Politik. „Frank Steffel ließ sich auf eine Sendung mit Michel Friedman ein, der ihn, wie es im Journalistenjargon heißt ‚hinrichtete‘. Bei mir hatte die Sendung eine völlig umgekehrte Wirkung.“ Der Vorabdruck im Berliner Kurier: ein voller Erfolg. Stufe eins des großen Gysi-Masterplans: fast vollendet.

Wäre ich nur nicht so verwirrt! Nachdem ich heute Morgen das Radio ausgeschaltet hatte, fiel mir mein altes Poesiealbum in die Hände. Ich schlug die ersten Seiten auf und blätterte – nichts ahnend. Doch dann das: „Wer dich noch lieber hat als ich, der schreibe sich hinter mich“, las ich dort.

Mein alter Feind Frank Steffel! Schlawiner! Schreibt das auf die vorletzte Seite. Hm. Werde mein Buch überarbeiten müssen. Ich hatte ja schon früher Mitleid mit Frank! Nicht erst, als ihn „Parteifreund Friedman im Fernsehen in den Keller verbuddelte“. Muss noch mal ran an das Buch. Auflage aktualisieren. Morgen dann Stufe zwei des großen Plans: grauer Sieg und glanzvoller Alltag.“ SL  FOTO: AP