Italien will Flüchtlinge jetzt ausweisen

Regierung in Rom hat Zweifel an Sudan als Herkunftsland der Cap-Anamur-Flüchtlinge. Bundesregierung fordert Freilassung der Crew. Schily äußert Kritik

ROM/KÖLN afp/dpa/rtr ■ Die italienische Regierung will die mit dem deutschen Schiff „Cap Anamur“ in Sizilien gelandeten afrikanischen Flüchtlinge ausweisen. Die Regierung sehe die 37 Afrikaner als illegale Einwanderer an und bereite deren Ausweisung vor, so der italienische Flüchtlingsrat gestern. Die Regierung bezweifelt die Angaben der Flüchtlinge, wonach diese aus Sudan stammen. Nach Ansicht der Regierung kommen 30 von ihnen aus Ghana, sechs aus Nigeria und einer aus Niger. Ihre in Italien gestellten Asylanträge sollten gestern geprüft werden. Die Behörden sollten zudem über das weitere Vorgehen gegen Cap-Anamur-Chef Elias Bierdel, den Kapitän Stefan Schmidt und den Ersten Offizier Wladimir Daschkewitsch entscheiden, die nach der Ankunft der „Cap Anamur“ im sizilianischen Hafen Porto Empedocle am Montag verhaftet worden waren. Die Behörden werfen ihnen „Begünstigung illegaler Einreise“ vor.

Zu den Vorwürfen einer Medieninszenierung durch Cap Anamur sagte deren Sprecher Bernd Göken, die Crew habe wegen der Besonderheit der Situation vor dem Anlaufen eines Hafens auf Cap-Anamur-Chef Elias Bierdel gewartet. Durch die Schwierigkeiten bei seiner Anreise habe sich die Fahrt des Schiffes bis zur italienischen Küste um einige Tage verlängert.

Für die Bundesregierung bekräftigte Sprecher Béla Anda die Hoffnung auf baldige Freilassung der Besatzung. Es gebe bei dem Thema keine Gegensätze in der Regierung. Innenminister Schily setzte allerdings einen anderen Akzent. Er sprach gestern vom Verdacht, dass Mitglieder der Besatzung an Schleusungen beteiligt gewesen seien. „Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre dies ein schwerwiegender Sachverhalt“, erklärte Schily. Im Übrigen habe man volles Vertrauen, dass die italienische Justiz die schweren Vorwürfe sorgfältig überprüfen werde.