Donnergrollen

Professoren und AStA werfen Lüneburgs Hochschulpräsidium „autokratisches“ Gebaren vor

LÜNEBURG taz ■ „Wir sehen eine Tendenz zur Besserung“, lobt Marco Kühne. Der AStA-Sprecher der Universität Lüneburg meint das Benehmen der Hochschulleitung. Präsident Hartwig Donner steht seit Monaten in der Kritik wegen seines Vorgehens in der Fusion, die mit der Fachhochschule Nordostniedersachsen erfolgen soll. „Das Vertrauen ist vollständig zerstört“, warnen Professoren in einem offenen Brief. Sie werfen dem Präsidium vor, die Fusion „erschreckend autokratisch“ zu vollziehen. Nach einem gescheiterten Abwahlantrag seiner Kritiker vor drei Wochen hat Uni-Chef Donner nun Besserung versprochen. „Es gibt Initiativen des Präsidiums, stärker Kontakt zur Basis zu suchen“, räumte gestern der AStA ein.

Zugleich erneuerten die Studierenden aber ihre Kritik am „undemokratischen Handeln“ Donners. „Wir denken“, so Sprecher Kühne, „dass der Präsident nicht mit kritischen Stimmen umgehen und diese konstruktiv in den Fusionsprozess einbringen kann“. So habe das Präsidium die Fusion ohne Anhörung des Uni-Senats entschieden: „Das steht im Widerspruch zum Buchstaben des Gesetzes“, rügen auch die Dozenten. Ebenfalls ohne Beteiligung des Selbstverwaltungsgremiums habe die Uni-Spitze den Erstentwurf zum Fusionsgesetz erarbeitet.

Umstritten in der Vorlage, die der Landtag voraussichtlich im Herbst verabschieden wird, ist etwa die Zugangsberechtigung für Studierende. Die Senate beider Lehrstätten warnen vor einer „Lüneburger Sonderregelung“, nach der die neue Hochschule für jeden Studiengang die Zugangskriterien selbst festlegen soll. Während die Lüneburger „zur Wahrung des Universitätscharakters“ am Abi als Eintrittskarte festhalten, fürchtet die Fachhochschule durch eine solche Hürde ihr Klientel zu verlieren. Uni-AStA wie Professoren fordern neben einer „konsensfähigen Gestaltung der Fusion den Erhalt universitärer Standards“.

Die Fusion von Uni und Fachhochschule ist ein Spar-Beschluss der schwarz-gelben Landesregierung in Niedersachsen. Per Gesetz müssen sie ab 1. Januar 2005 in einer neuen Stiftungsuniversität Haushalt sowie Präsidium und Senat teilen. Lüneburgs Uni-Chef Donner schätzt, dass durch die Fusion rund zehn Prozent der 6.600 gemeinsamen Studienplätze wegfallen. Zudem sei eine Reduzierung der zusammen 220 Lehrstühle auf etwa 160 erwartbar. EVA WEIKERT