Vor der Trutzburg

Hamburger Flüchtlingsrat forderte Bleiberecht für die afrikanischen Flüchtlinge vor italienischem Konsulat

Sanfo Issa protestierte lauthals: „Die 37 afrikanischen Flüchtlinge haben das gleiche Problem wie ich. Sie wollen politisches Asyl, deshalb unterstütze ich sie“. Zeitgleich mit den Solidaritätskundgebungen vor dem Aufnahmelager bei Agrigent und in Caltanissetta, wohin die 37 afrikanischen Flüchtlinge von der Cap Anamur am Mittwoch gebracht worden sind, demonstrierten gestern in Hamburg 30 Personen vor dem italienischen Generalkonsulat.

Mit Transparenten auf dem Rücken plädierten sie für „offene Grenzen“ und die „sofortige Aufnahme der Flüchtlinge“. Vor den Augen der Konsulatsmitarbeiter, die die Kundgebung durch die Fenster ihrer Trutzburg beäugten, wehrten sie sich über Megaphon gegen „die europäische Politik der Abschottung und des Todes gegenüber Flüchtlingen an Europas Außengrenzen“. „Ihr sollt wissen, dass kein Mensch illegal ist. Dies ist ein Widerspruch in sich. Menschen können schön sein, aber illegal?“, fragte Conny Gunszer vom Hamburger Flüchtlingsrat die Behördenvertreter und forderte diese auf, den Protest an die italienische Regierung weiterzuleiten.

An der Flugblattaktion der bundesweiten antirassistischen Bewegung beteiligte sich auch Fanny Dethloff, Flüchtlingsbeauftragte der Nordelbischen Kirche. „Ich bin hier, da europaweit dagegen gekämpft werden muss, dass humanitäre Hilfe unter Strafe steht“, so Dethloff. Sie plädierte für ein Bleiberecht der Flüchtlinge in „einem Land ihrer Wahl“. Der Bezirksabgeordnete der GAL Vasco Schultz kritisierte besonders die Haltung der Bundesregierung im Flüchtlingsdrama. „Innenminister Schily hat mir gestern den Rest gegeben, da er die Schiffsbesatzung mit einer Schleuser-Bande verglich“. Seiner Ansicht nach hätte die Kölner Hilfsorganisation „Cap Anamur“ gar nicht anders handeln können, da „die Menschen sonst auf dem Wasser verreckt wären“.Claudia Hangen