Gravierender Einschnitt, umstrittene Folgen

Der RBB weist Vorwürfe zurück, freie Mitarbeiter wegen „politischer Missliebigkeit“ nicht weiter zu beschäftigen

Der Konflikt zwischen dem RBB und seinen freien Mitarbeitern schwelt weiter: Nach Protesten von Freien gegen die Entlassung ihres gewählten Vertreters Jürgen Schäfer (die taz berichtete) weist der Sender Vorwürfe der Gewerkschaft Ver.di und der Freienvertretung RBB-Pro zurück, die vertraglich verbindliche Zwangspause der Freien nach sechsjähriger Beschäftigung zu nutzen, um unbequeme Mitarbeiter loszuwerden.

„Nur durch Personalreduzierung um 250 Planstellen wird der RBB wirtschaftlich überleben können“, sagt Unternehmenssprecher Ulrich Anschütz. Bei diesem gravierenden Einschnitt seien Einschränkungen auch bei den Freien unvermeidbar. Keineswegs sei „politische Missliebigkeit“ ein Kriterium, das beim Personalabbau angewandt würde. Nachrichtenredakteur Schäfer, seit 12 Jahren freier Mitarbeiter beim RBB und Freienvertreter in den laufenden Tarifverhandlungen, werde vielmehr aufgrund von Umstrukturierungen im Nachrichtenkonzept des Senders nicht weiter beschäftigt. „Ein Beschäftigungsverbot für Jürgen Schäfer gibt es nicht“, sagt Anschütz.

„Ein Verbot zwar nicht, aber eben keine Beschäftigung“, sagt Schäfer. Man habe ihm unmissverständlich klar gemacht, dass für ihn als schreibenden Nachrichtenredakteur im gesamten Sender keine Arbeitsmöglichkeit mehr bestehe. Das neue Konzept konzentriert die Nachrichtenproduktion auf einige Festangestellte, freie Sprecher „konfektionieren“ dann die Texte für die jeweiligen Senderwellen – laut RBB eine „Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit“.

„Die Sprecher und Redakteure werden seit Jahren von mir mit ausgebildet, meine Kompetenz hat noch nie jemand angezweifelt“, sagt Schäfer, der an der Electronic Media School (EMS) in Potsdam und an der FU Nachrichtenseminare gibt, selber aber wegen seines fränkisch-rollenden „R“ keine Texte spricht. So fällt er durch das neue Raster.

Für Schäfer steht fest, dass der Sender die Umstrukturierungen dazu nutzt, unbequeme Mitarbeiter „so galant wie möglich“ loszuwerden. „Ich bin ja nicht der einzige Freie, mit dem man so verfährt. Auch andere Kollegen, die sich für die Rechte der Freien exponieren, bekommen jetzt Probleme“, sagt er. An den Tarifverhandlungen nimmt er weiter teil, auch wenn das „mit einem Strick um den Hals“ kaum möglich sei. ALENA SCHRÖDER