„Kulturell ist dieser Teil des Viertels eigentlich tot“

Oase in kultureller Ödnis: Die Mitarbeitenden von „Grete“ und vom Stadtteilbüro ergänzen sich in ihrem Engagement fürs nördliche Schanzenviertel

Für Kinder ist wohl der Seerosenteich der „Grete“ besonders anziehend, so mancher spielende Knirps wurde bereits aus dem kleinen Gewässer herausgefischt. Und auch Erwachsene schätzen den großen, dicht bewachsenen Hinterhofgarten des Stadtteiltreffs in der Margaretenstraße. Im Sommer treffen sich hier viele BewohnerInnen des nördlichen Schanzenviertels zum Klönen oder Tischtennisspielen.

Vor zwanzig Jahren gründeten ViertelbewohnerInnen den „Kulturverein Schanzenviertel“ als Träger der Margaretenkneipe, inzwischen kurz und liebevoll „Grete“ genannt. „Abgesehen von uns“, beschreibt „Grete“-Mitarbeiterin Conny Schewe eine inzwischen schon Hamburg-typische Situation, ist „dieser Teil des Viertels kulturell eigentlich tot.“ Besonders seit das Haus für Alle in der Amandastraße vor einem guten Jahr dichtgemacht wurde.

Die 30 Mitglieder des Kulturvereins engagieren sich ehrenamtlich in der Stadtteilarbeit. So werden in der „Grete“ regelmäßig Dart-Turniere, Schachunterricht für Jugendliche, Quizabende, Flohmärkte und eine Klamottentauschbörse organisiert. FotografInnen aus dem Stadtteil stellen in der Kneipe ihre Arbeiten aus, derzeit hängen an den hellen hohen Wänden Fotos von Hamburger Industrieanlagen.

Organisiert wurde dies vom Stadtteilbüro direkt gegenüber der „Grete“, das sich vor allem für die jungen Schanzenviertel-BewohnerInnen engagiert. „Es gibt viele Kinder, bei denen es am Monatsende zu Hause nichts mehr zu essen gibt“, berichtet Mitarbeiterin Anne Vertein. In der kleinen Küche des Büros kochen Mütter ehrenamtlich für SchülerInnen ein Mittagsessen, und auch eine Hausaufgabenhilfe ist organisiert.

Auch die Musikwerkstatt SchanzenKlang ist hier entstanden. Als Reaktion auf die Defizite in der staatlichen musikalischen Ausbildung riefen Eltern und LehrerInnen der Schule Altonaer Straße vor vier Jahren das Projekt ins Leben. Am Instrumental- und Gesangsunterricht, der in den Räumen der Schule Altonaer Straße stattfindet, nehmen inzwischen 100 Kinder und Jugendliche teil. Der Unterricht wird von MusikerInnen und arbeitslosen MusiklehrerInnen erteilt, die Kosten richten sich nach dem Einkommen der Eltern.

In der „Grete“ ist SchanzenKlang übrigens Dauergast. Ein großes Wandbild des Kindergospelchors ziert den Garten, und auch live sind die jungen MusikerInnen häufig präsent. Beim diesjährigen Sommerfest der „Grete“, das voraussichtlich im August stattfindet, wird der Kinderchor im Garten auftreten. Kathleen Fietz

Die Musikwerkstatt SchanzenKlang ist über das Stadtteilbüro, Margaretenstraße 50, unter ☎ 284 19 38 zu erreichen. Die „Grete“, Margaretenstraße 33, hat täglich von 15 bis 3 Uhr geöffnet. Am 21. Juli findet dort um 18.30 Uhr das Gründungstreffen des Sozialforums Eimsbüttel statt