Angela, eine von uns

Kaum einer ahnt: Es ist Angela Merkel, die kurz davor steht, den „Marsch durch die Institutionen“ zu vollenden

Eigentlich ist die Angela ja eine von uns. Eine potenzielle taz-Abonnentin sozusagen, die sämtliche Befreiungskämpfe der Dritten Welt unterstützt hat und im Hausbesetzermilieu verkehrte. Sie ist, wie man es bis heute Helmut Schmidt nachsagt, einfach nur in der falschen Partei.

Ihre herbstzeitlose Blüte der Jugend hatte sie als FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda ganz in den Dienst der linken Sache gestellt, und schon in der zwölften Klasse spendete sie zusammen mit ihren Mitschülern das gesammelte Solidaritätsgeld für die Frelimo, die antikolonialistische Befreiungsbewegung Mosambiks. Damit hatte sie sogar die Genossen aus ihrer Heimatstadt Templin links überholt, die bislang immer nur brav für den Vietcong gespendet hatten und die Frelimo zwar nicht für ein Erfrischungsgetränk, wohl aber für eine kirchliche Organisation gehalten hatten. Genosse Manfred Stolpe konnte dann, Gott sei Dank, klarstellen, dass die Frelimo nun wirklich nichts mit der Kirche zu tun hatte. Na ja, und mit der reaktionären Jungen Gemeinde hatte die Pastorentochter Angela Merkel ja sowieso nichts am Hut.

Es folgten die wilden Hausbesetzerzeiten im Berlin der 80er-Jahre. Als die Beziehungskiste mit ihrem ersten Mann beendet war, stand Angela Merkel plötzlich ohne Wohnung da. Zusammen mit einem Freund hat sie einfach eine besetzt. Fix die Schlösser ausgetauscht und alles in Eigeninitiative renoviert. Die Spekulanten von der Ost-Wohnungsbaugesellschaft müssen schön blöd geguckt haben.

Schließlich und endlich hat sie eine Herzensangelegenheit der deutschen Linken in die Tat umgesetzt und Helmut Kohl fertig gemacht: Sie ist nur in die CDU eingetreten, um sie von innen heraus zu verändern.

MARTIN REICHERT