Größte Bank bald aus Japan

Nach ihrer Fusion werden die beiden japanischen Banken UFJ und Mitsubishidie US-Citigroup von der Weltspitze verdrängen. Faule Kredite belasten die UFJ

TOKIO taz ■ Japans finanziell angeschlagene UFJ-Bank sucht Unterschlupf beim Branchenprimus, der Mitsubishi Tokyo Financial Group (MTFG). Bis September 2005 wollen sich die beiden zusammenschließen. Kommt die Fusion zustande, entsteht die größte Bank der Welt. Bisher war das die amerikanische Citigroup.

Bereits am Mittwoch hatte die UFJ bekannt gegeben, sie werde mit der MTFG über eine „Integration“ verhandeln. Tatsächlich dürfte es eine Übernahme werden, eine Rettung vor dem Untergang: Die UFJ ist die viertgrößte unter Japans Megabanken und die einzige, die im letzten Geschäftsjahr rote Zahlen schrieb – zum dritten Mal in Folge. Während die anderen Großbanken beim Ausmisten fauler Kredite – ein Überbleibsel aus der Seifenblasenzeit – Fortschritte gemacht haben, stiegen sie bei der UFJ weiter an. Sie musste im Frühjahr auf Anordnung der Bankenaufsicht die Rückstellungen für Problemausleihungen massiv anheben. Statt eines Gewinns, den die Bank noch im April 2004 in Aussicht gestellt hatte, wies sie – nur einen Monat später – einen Verlust aus.

Schlimmer noch: Die UFJ wird von den amtlichen Auditoren beschuldigt, Unterlagen systematisch gefälscht zu haben, um die Risiken zu verschleiern. Drei Topmanager, unter ihnen UFJ-Präsident Takeshi Sukihara, wurden entmachtet. Die Schummelei könnte ein rechtliches Nachspiel haben. Mit einer Klage gedroht hat auch die Sumitomo-Bank. Um zu Kapital zu kommen, wollte die UFJ noch im letzten Mai ihr Vermögensverwaltungsgeschäft an die Sumitomo verkaufen. Nun hat die UFJ kurzerhand beschlossen, diese Transaktion zu stoppen und die Tochter „UFJ Trust“ als Mitgift in die Fusion einbringen.

Und wieso interessiert sich das Mitsubishi-Institut als gesündeste der japanischen Großbanken ausgerechnet für das schwarze Schaf? Die UFJ hat bei Kleinkunden die Nase vorn. Neben zahlreichen Kunden mit zweifelhafter Bonität hat die UFJ auch einige attraktive Geschäftsbeziehungen – insbesondere mit dem Autokonzern Toyota. Die MTFG ist stark mit den Gesellschaften des riesigen Mitsubishi-Konglomerats verflochten und beteiligt sich an der Sanierung der Mitsubishi Motors Corp., die seit Monaten mit Skandalen von sich reden macht. Die beiden Banken würden sich dem japanischen Markt auch regional gut ergänzen. Die UFJ (Hauptsitz Osaka) ist vor allem in Mittel- und Westjapan gut positioniert, während Mitsubishi stärker auf den Großraum Tokio ausgerichtet ist.

Innerhalb von wenigen Jahren wurde die japanische Bankenlandschaft komplett umgepflügt: 1999 gab es zwölf Großbanken, es folgte eine Fusionswelle, da waren es noch vier und 2005 werden es voraussichtlich noch drei Megabanken sein. Die Beurteilungen darüber, was dies alles gebracht hat, gehen weit auseinander. Die Mahner verweisen darauf, dass die meisten Megabanken die Schwierigkeiten einer Fusion noch nicht verdaut haben und keine innere Einheit bilden. Andererseits wird hervorgehoben, dass dadurch der wenig dynamische Bankensektor Japans endlich in Bewegung gekommen sei.

MARCO KAUFFMANN