Theater weicht Investition

Das Junge Schauspiel in Essen muss kurzfristig Pause machen. Verträge werden aufgelöst oder gebrochen

Essen taz ■ Das Kinder- und Jugendtheater der Stadt Essen muss wohl in der nächsten Spielzeit geschlossen werden. Unmittelbar vor den Theaterferien hat die Stadt Essen den Umbau der Theaterpassage beschlossen. „Wir werden versuchen, wenigstens einen reduzierten Spielbetrieb im Herbst möglich zu machen“, hofft Oliver Scheytt, Kulturdezernent der Stadt noch.

Aber eigentlich sei das kaum durchführbar, sagt er weiter. Schließlich werde im Erdgeschoss umfangreich umgebaut, die Theaterräume lägen darüber. Scheytt sucht mit dem Sparkassen-Chef nach einer Lösung. „Ich musste mir die Information aus der Zeitung besorgen“, wettert Intendant Jürgen Bosse. Drei Stücke, die zum Teil fertig produziert und teilweise schon ausverkauft sind, müssten gestrichen, Verträge mit Regisseuren, Schauspielern und Musikern aufgelöst, im schlimmsten Fall sogar gebrochen werden. „Hier geht es immerhin um ein paar Hunderttausend Euro Investitionssumme“, sagt der Kulturdezernent. Daran würde auch in Zukunft das Theater partizipieren. Das das Junge Schauspiel in Essen vor dem Aus stehe, wollte er nicht gelten lassen. Die umbauende Brauerei hätte aber sehr kurzfristig mit der Sparkasse verhandelt, deshalb könne er den Unmut von Bosse gut verstehen, der jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt sei. „Kulturpolitisch ist dieses Vorgehen ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich als kultureller Mittelpunkt des Ruhrgebiets versteht“, erklärt der immer noch erregte Intendant, aber es ginge eben um eine 3,7 Millionen Euro Investition. Er lasse sich deshalb nicht in eine Schulaula verpflanzen.

Trauriges erstes Opfer der Entscheidung ist „Heimatlos“, eine Wirtshaus-Oper in einem Rausch von Reinhard Gruber. Das österreichische Jugendstück sollte eigentlich im Oktober in der Casa I Premiere haben. Vielleicht schickt Bosse jetzt Protagonistin Friedis, die Furie von einer Sennerin ins Kulturamt der Stadt Essen. Denn die verleiht ihrer Gefährlichkeit im Stück mit einem „Todesjodler“ Ausdruck. Sicher ist, dass die Vertragsauflösungen für das Essener Theater nicht billig werden. „Das haben wir so kurzfristig noch nicht berechnet“, sagt Bosse. PEL