So ehrlich ist unsere Stadt

88 Bremer Steuersünder nutzten den Amnestie-Erlass des Bundesfinanzministers. Auf die Einwohnerzahl umgerechnet lag der Ertrag weit über dem Bundesdurchschnitt

BREMEN taz ■ Die meisten reuigen Steuersünder leben in Bremen. Das zumindest geht aus einem Bericht des „Handelsblatts“ hervor, dem interne Papiere des Bundesfinanzministeriums zugrunde liegen.

Im regionalen Vergleich habe Bremen durch die von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) durchgesetzte Steueramnestie bislang den höchsten Betrag erzielt, berichtete die Zeitung gestern. Demnach kassierten die Bremer Finanzämter 19 Euro je Einwohner; gefolgt von Hamburg mit fünf Euro; dagegen lagen die Einnahmen in den neuen Bundesländern nur zwischen 13 und 32 Cent je Einwohner.

Im Bremer Finanzressort wusste man von diesem Vergleich noch nichts. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte man keine vorschnellen Schlüsse ziehen, sagte Sprecher Hermann Pape. Noch bis zum Jahresende können sich Steuerflüchtige – ohne mit einer Strafe rechnen zu müssen – ihrem Finanzamt erklären. 25 Prozent Steuern müssen sie auf das hinterzogene Kapital zahlen.

An den Vergleichszahlen könne man erkennen, „wie sehr die Bremer um Ehrlichkeit bemüht sind“, hieß es aus dem Finanzressort. Zudem müsse man natürlich das relativ hohe Privatvermögen in Bremen berücksichtigen. 88 Steuerflüchtige hätten sich bislang bei den hiesigen Finanzämtern gemeldet, dabei sei ein Gesamtertrag von gut zwölf Millionen Euro eingegangen. Prognosen über mögliche Einnahmen hatte es in Bremen vorher nicht gegeben.

In Berlin hingegen schon: Eichel hatte zunächst auf einen Ertrag von fünf Milliarden Euro gehofft. Im ersten Halbjahr 2004 gingen bei den Finanzämtern allerdings nur 224 Millionen Euro ein. ims